Penislänge,- die ultimative Information und danach ist Schluss damit.

6.11.2020
Update durch neue Daten aus einer internationelen Studie in SCIENCE:

https://www.sciencemag.org/news/2015/03/how-big-average-penis

Die meisten, wenn nicht alle Männer, haben irgendwann Sorge, dass ihr Penis zu kurz sei. Die erste Sorge stammt aus der Zeit des pubertären Wachstums, wo man sich unter Jungs vergleicht und zu dieser Zeit gibt es Größenunterschiede durch unterschiedlich schnelles Wachstum, die sich , manchmal für immer, einprägen.

Bedeutsam ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass immer mehr Jungen eine sog. verzögerte Pubertär in unserer westlichen Stresskultur erleiden. Dadurch kommt es zu einem verzögerten Anstieg von Testosteron. Der zeitgerechte Anstieg der Testosteronkonzentration ist aber entscheidend für das Peniswachstum. Steigt Testosteron entlang einer verzögerten Pubertät zu langsam an, dann wächst der Penis bis Ende Pubertät nicht zur individuell genetisch festgelegten Länge. Da kann man dann später keine Längenkorrektur erreichen auch nicht mit den Maßnahmen der u.a. Website und vielen anderen, die man Googlen kann. Ich kann mir vorstellen, dass die jetzt geringer als vor einigen Jahren gemessene Länge evtl. schon Folge davon ist ( s. unten). Es ist wichtig, dass Eltern und kundige,- ich sage kundige, Ärzte,- Kinderärzte und Endokrinologen, dieses Problem ernst nehmen und die Behandlung kennen. Leider haben wir da eine große Lücke, wie ich aus jahrelanger eigener Erfahrung weiß.

Die zweite Sorge stammt aus dem Geschlechtsleben , wo viele Männer glauben, es komme dabei auf des „Schwanzes Länge“ an. Weit gefehlt. Diese spielt bei der Liebe mit der Frau so gut wie keine Rolle. Immer wieder kommen Männer zu mir zur Beratung mit diesem Problem, das aber eines von emotionaler Unsicherheit ist, nicht mehr und nicht weniger. Man kann es den betroffenen kaum ausreden.

In der Schwulen-, Porno- und Sexvideo- Welt spielt die Penislänge eine elende Rolle. Da immer mehr Jugendliche Zugang zu solchen Videos haben und diese aus ihrer Unsicherheit und wachsenden Geilheit nutzen , nimmt die Angst weiter zu. In unserer Welt der „Fake News“ haben Fakten wenig Chance gegen den historischen und allgegenwärtigen Unfug, der sich auch im Internet immer weiter ausbreitet. Niemand hat eine vernünftige Kontrolle über die Pubertät von Jugendlichen. Ein Beispiel ist die als „Aufklärung“ gemeinte folgende Seite mit ihrer unseligen Darlegung von „Penis Vergrößerungs- Methoden“ , wo diese überhaupt nicht notwendig geschweige denn wirksam sind. Es wird eben eine „Not“ ausgenutzt.

https://www.kleiner-penis.de/penisvergroesserung-methoden-ergebnisse-alles-was-du-wissen-musst/

Ich will hier aber Fakten darlegen, damit der Unsinn über die Mähr der Penisgröße und die Geschäftemacherei damit ( siehe oben) endlich aufhört. Jeder Mann kann ab jetzt sich endgültig über die wahre natürliche Penislänge bei der großen Mehrheit der Männer informieren .Die mittlere Länge eines erigierten Penis ist 13,12 cm, also kleiner sogar als in meinem letzten Bericht. Ein 16 cm lange Penis liegt in der 95 – Perzentile , d.h. nur 5 % der Männer haben diese Länge ( und was in Pornovideos zu sehen ist sind die weniger als 1% Männerschwänze, welche dazu angetan sind, eine riesige Verunsicherung zu verursachen). Das kann erhebliche gesellschaftliche Folgen haben, denn die Penisangst neben der vor Erektionsschwäche sind fundamentale Marker für Verhaltensstörungen beim Mann in allen Gesellschaftsschichten weltweit und unabhängig von Kulturen.

www.sciencemag.org/news/2015/03/how-big-average-penis

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/bju.13010

Kommentar zu ZEIT 4.3. 2018 : „Schäm Dich Mann“

Ich will es einmal aus der Seite eines „#MeToo Men“ darstellen und die „ Sache“ auf den Punkt bringen.

Ich war vor Jahren, als ich noch relativ stark trainierten Körper hatte, auf einem Gynäkologenkongress in Wien. Gegen Abend waren wir eingeladen zum Diner in einer Lokalität, wo man eine breite Treppe hinaufschritt. Plötzlich griff mir von hinten eine junge Frau, Gynäkologin, satt in meinen Po, Ups? : „Entschuldigen Sie mich bitte vielmal, ich musste das tun, so einen Knackarsch, das ist mir noch nie passiert“.

Meine Frau war etwas verstört und die junge Gynäkologin auch.

Was lernen wir daraus? Als Biologe und philosophischer Denker ganz einfach: Biologisch sind vor Allem Männer mit Imponieren und Macht auf Frauen aus, umgekehrt ist etwas seltener, aber auch gegeben,( s.o.) Weibchen und Frauen offenbaren naturgegeben gegenüber Männern ihre Reize, wobei die andere Sexualität völlig ausreicht,

Das geht durch das ganze Tierreich bis hinauf auf in die Primaten, von denen wir abstammen so. Fortpflanzung, Sex und Imponieren dazu sind die Grundregeln der Biologie. Es ist biologisch „normal“, dass Männchen und Mann alles versuchen einem weiblichen Wesen zu imponieren und die Macht dazu ist körperlich, es ist die Macht der Eroberung und Gewalt gehört beim Mann biologisch dazu.

Wer als Mann die „Macht“ hat, wodurch auch immer, meist durch höhere körperliche, gesellschaftliche und finanzielle Machtpositionen, nützt das aus seiner Biologie aus. Davon redet #MeToo. Dieses „biologische“ haben die Ärzte toll besungen:“ Männer sind Schweine“,- es lohnt sich, den Songtext im Kontext mit unserem Thema zu teilen.

ABER: Ja, was aber?

Die Biologie, das „Genom“ sozusagen macht in unserer Kultur 30 % aus, 70 % sind Umwelt , Erziehung und Kultur. In armen Ländern sind 5 % Genetik und 95 % der Rest. Wir erleben jeden Tag, wie Männer aus einer solchen Kultur ihre Biologie teilweise hemmungslos ausleben und man kann ihnen wegen fehlender „Kultur“ nicht den Vorwurf machen, der täglich in der Presse steht. Gibt es Programme, Männern Kultur im sexuellen Benehmen beizubringen? Ich lese davon nichts im Regierungsprogramm, wo man sich um Abschiebungen mehr kümmert als um Menschsein in einer kultivierten Gesellschaft.

Einen Vorwurf ABER kann man den in während der #MeToo Debatte erwähnten Männern, noch mehr ihrem schamheiligen oder ängstlichen Umfeld machen.

Männer in unserer gesellschaftlichen Kultur müssen eine Erziehung schon als Jugendliche haben, die sie aus ihrer Biologie herausführt. Wenn ein Mann aus einer unterprivilegierten Schicht keine solche Erziehung hatte, dann „greift“ er zu. Daran muss eine Gesellschaft arbeiten( geschieht in Deutschland zu wenig, man regt sich lieber „künstlich“ auf) und macht hinter vorgehaltener Hand so weiter auf beiden Seiten.

Schlimmer aber, wenn wir lesen müssen, dass Männer aus dem angeblichen westlichen Kulturleben: Schriftsteller, Künstler ,Regisseure, Filmstars, Dirigenten, Politiker sich über Frauen und Jugendliche beiderlei Geschlechts sexuell hermachen.

Das gab es zwar in allen Gesellschaften, aber das wir das heute noch erleben müssen , ist eine kulturelle Perversion der Versäumnisse. Ich bin fest davon überzeugt, dass man in einer liberalen Gesellschaft und nur dort, bitte, die Möglichkeiten hat, Biologie durch Erziehung und Kultur zu balancieren,- nur so geht es. Das sind die Ursachen und die Heilmittel. Alles andere ist scheinheilige Deklamation.

Das ganze Gejammer, über das sich Jens Jessen zu recht aufregt, ist im Grunde „ridikül“, weil es an den Ursachen vorbeigeht.

 

Die schwulen Gene?

Frage: werden Männer oder sind sie schwul?

Darüber wird schon lange gestritten,- nur warum soll ein Mann schwul werden, wenn die Veranlagung in seinen Genen ist? Sexuelle Orientierung ist komplex, vor allem, wenn Soziologen darüber räsonieren.Die moderne Genetik führt da weiter. Es gibt allerdings kein einfaches „Gay-Gen““, sondern „Merkmale“ im Genom, die bei schwulen Männern häufiger auftreten. Das macht auch das stark variable „Erscheinungsbild“ und deren Wesensart schwuler Männer aus.

Schon in den 90-er Jahren wollte man im Salk Institut im Zwischenhirn neuroanatomische Veränderungen gefunden haben, die dem Marker Xq28 zugeschrieben wurden. Das wurde nie repliziert und vergessen.

Am 17.12. 2017 wurden in NATURE von Sanders und Mitarbeitern

erstmals handfeste DNA- Befunde publiziert, die einen Hinweis auf die genetische und epigenetische Veranlagung zum Schwulsein geben:

https://www.nature.com/articles/s41598-017-15736-4

Es wurden sog. „Single Nucleotide Polymorphismen“, (SNP) also genetische Unterschiede von Merkmalen in der DNA untersucht.

Am Chromosom 13 findet sich der Genbezirk SLITRK6, welcher im Zwischenhirn sexuelle Orientierung leitet. Dort lokalisierte man SNP-Merkmale, die homosexuell von nicht homosexuell unterscheiden ließen, interessanterweise der Ort, welcher vor Jahren im Salk Institut neuroanatomisch vermutet wurde.

Weiter gibt’s am Chromosom 14 Veränderungen am TSH- Rezeptor, was mich als Schilddrüsenforscher besonders interessiert hat. TSH ist das Hormon, welches aus dem Zwischenhirn kommt und die Schilddüsenfunktion reguliert. Schon länger weiß man, dass familiäre Schilddrüsenfunktionsstörungen einen Bezug zur Homosexualität aufweisen. Verdrehte X-Chromosom Inaktivierung, als dem weiblichen Gen, wurde bei der Basedow`schen Schilddrüsenkrankheit gefunden und bei Müttern von schwulen Männern. Schon lange vermutete man ja, dass die Genetik zur Homosexualität wesentlich vom mütterlichen X- Chromosom beeinflusst werde.

Ein weiterer signifikanter SNP wurde auf Chromosom 8 gefunden.

Es kommt also Licht in die schwule Genetik, aber sie ist nicht einfach, kein simples Gay-Gen, sondern höchst komplexe genetische Veränderungen.

Wir dürfen damit rechnen, dass weitere komplexe Veränderungen am Genom die behaviorale sexuelle Zuordnung von Menschen entlang ihrer individuellen Sexualität definieren. Diese gehören zum Selbst des Individuums und jeder muss sie leben dürfen. Die Umwelt mag solche “Veranlagungen“ modulieren, sie aber nie auslösen und damit sollte diese Debatte nun endlich aufhören.

Weltweit bestimmen leider immer noch Religionen, Politiker und Soziologen das Ausleben der sexuellen Orientierung,- und nicht die Wissenschaft.

Weltweit bestimmen leider immer noch Religionen, Politiker und Soziologen das Ausleben der sexuellen Orientierung,- und nicht die Wissenschaft.


https://d.adroll.com/cm/aol/outhttps://d.adroll.com/cm/index/outhttps://d.adroll.com/cm/n/out

PASSION MANN

Endlich etwas Lebensverlängerung 1

„Komplexer Androgenmangel“ – ein unbekanntes Syndrom 8

Hormonsubstitution Nicht jede Hormongabe ist gleich ein Doping 11

Wachstumshormonerstatz, – ein Jungbrunnen für den Mann? 14

Das Hormonsystem 16

Antiaging – kann man dem Altern vorbeugen? 17

Warum stirbt der Mann früher als die Frau? 18

Vom „Adonis-Komplex“ und anderen Körperbildstörungen 19

PROSTATA KREBS 25

KOGNITION, MENTALES TRAINING UND GEHIRNSCHUTZ 28

MEN’S HEALTH 30

Erhöht Testosteron das Risiko einer koronaren Herzkrankheit? 34

Macht und Testosteron korrumpieren – wissenschaftlicher Beweis 36

Endlich etwas Lebensverlängerung 38

Endlich etwas Lebensverlängerung

Es geht um Metformin,- ein Antidiabetikum.

Metformin kenne ich aus meiner früheren klinischen Tätigkeit. Es kam damals in Verruf wegen Todesfällen durch Laktatacidose, sodass unser Klinikchef Creutzfeldt das Präparat verbot. Heute besteht diese Sorge nur bei erhöhtem Alkoholgebrauch.

Dann wurde es ruhiger darum und langsam wurde es über die Jahre zum wohl neben Insulin am häufigsten eingesetzten Diabetesmedikament

https://de.wikipedia.org/wiki/Metformin

So weit so gut. Nun legt das Präparat aber eine ganz neue Karriere hin.

Die FDA hat jetzt beschlossen, Metformin in die grösste Altersprävention -Studie ab 2016 aufzunehmen, da die bisherigen Daten diese strenge Zulassungsbehörde überzeugt hat.

Es wird gar eine Lebensverlängerung auf 120 Jahre vorausgesagt.

  

http://www.lifeextension.com/Featured%20Articles/2003/8/Metformin%20Dosage/Page%2001

http://www.telegraph.co.uk/news/science/science-news/12017112/Worlds-first-anti-ageing-drug-could-see-humans-live-to-120.html

http://www.telegraph.co.uk/news/science/science-news/12017112/Worlds-first-anti-ageing-drug-could-see-humans-live-to-120.html

Leider wird die Studie zur «Lebensverlängerung», wie schon so oft bei klinischen Studien am meiner Meinung nach falschen Kollektiv durchgeführt,- an 1. schon sehr alten und 2. teilweise auch fortgeschritten kranken Menschen, also einem «fragwürdigen» Kollektiv, sodass der erhoffte Effekt für gesunde alte Menschen dadurch erheblich eingeschränkt werden könnte. Man mag schon voraussagen, dass der mögliche günstige Effekt statistisch im Gesamtkollektiv «verwässert» werden könnte. Aber wie auch immer, man kann ja Subkollektive bilden, was bei der grossen Anzahl von Probanden möglich sein dürfte.

Es wäre vernünftig, auch eine Studie an relativ gesunden älteren Menschen (ab 60 Jahren) als «Prävention» anstatt eine «Behandlung» an Hochbetagten, deren Alterserscheinungen und Krankheiten man wohl kaum zurückdrehen kann.

“To make the Targeting Aging with Metformin (TAME) trial possible, scientists are recruiting 3,000 seniors who are between 70 and 80 years old and have cancer, cardio ailments and dementia, or are at risk of acquiring those incurable ailments.”

Das erinnert unangenehm an andere US Studien, wie z.B. jene falsch durchgeführte zur Östrogen Substitution an menopausalen Frauen, deren Ergebnisse zumeist revidiert werden mussten. Der Schaden und die Angst sind geblieben, Gynäkologen bis heute verunsichert.

Was der TAME Studie vorausging ist klarer. Es handelt sich um eine klassische doppelblind geführte Studie aus Cardiff, die den Einsatz von Metformin an Diabetikern und Nichtdiabetikern verglich. Verblüffender Weise lebten Diabetiker unter Metformin sogar länger als gesunde Nichtdiabetiker. So begann das Ganze, nachdem es mit Experimenten an Würmern begonnen hatte.

Die normale Dosierung von Metformin bei Diabetes Typ 2:

Beginn mit 2 x 500 mg pro Tag = 1000 mg, dann nach 1-2 Wochen 1500 mg, um letztlich auf 2000 mg= 4 Tabletten zu kommen als Dauerdosis. Diese Dosierung wird aber von manchen Spezialisten individuell nach Labortest angepasst.

Die Dosierung in der TAME Studie habe ich bei Professor Nir Barzilai, dem unermüdlichen, hochwissenschaftlichen Promotor der Studie am Albert Einstein College of Medicine angefragt, er schrieb 750 mg 2 x am Tag.

http://www.einstein.yu.edu/faculty/484/nir-barzilai/

Was kann man älterwerdenden Menschen, gesunden Menschen, heute vielleicht empfehlen?

Morgens und mittags 750 mg Metformin, abends ein Glas Rotwein?

Ein Projekt zur Situation des modernen Mannes 

Männer, das betrogene Geschlecht“ nennt uns Susann Faludi in ihrem soeben erschienenen Buch, das in der Flut der jetzt erscheinenden Literatur über den Mann, welche auch mit dem „Mitleid mit den Männern“ umschrieben werden kann, sehr beachtet wird.

Wir Männer sterben 7 Jahre früher als die Frauen. Die letzten Jahre unseres Lebens sind wir krank. Es rächt sich, dass wir ein Leben lang nicht gewohnt waren, auf unsere Gesundheit zu achten. Dieses ist kein neues biologisches, kulturelles oder gesellschaftliches Phänomen, wie ich in dem neuen Buch „Absolut Mann“ beschrieben habe. Warum also dieses auffallende Interesse am Mann, seinem Leben und seinem zu frühen Tod? Passt unsere stammesgeschichtliche Rolle nicht mehr in unsere Gesellschaft und in unsere Kultur, obwohl diese noch immer vom Mann beherrscht wird? Sind Macht und Geld, die seit Jahrhunderten unsere Domäne waren und unseren Platz in der Gesellschaft sicherten, nicht mehr genug Inhalt für ein männliches Leben? Beginnen sich die Bedürfnisse der Männer und ihrer Rolle in der Gesellschaft zu ändern, weil sich die Frauen immer mehr von der ihnen von der Natur vorgegebenen Pflicht der reinen Fortpflanzung befreit haben?

Die Rollenverteilung war über Jahrhunderte vorgegeben und funktionierte fast störungsfrei bis vor etwa 50 Jahren. Zuvor gab es von Seiten der Frau erste Ausbruchversuche durch Studium und Beruf. Aber erst mit der Erfindung der empfängnisverhütenden Pille konnte sie sich von ihrer vorgegebenen Rolle der abhängigen Frau und verpflichteten Mutter beginnen zu befreien. Es begann weltweit die Bewegung der Emanzipation. Die Frauen sind seither nicht mehr stets biologisch verfügbar, ihre Fruchtbarkeit steht nicht mehr von männlich geprägter Moral und durch eine von Konventionen geprägte normative Kontrolle zur Verfügung. Erstmals entscheiden Frauen in eigener Verantwortung, ob in ihrem Körper eine Eizelle und durch welchen (männlichen) Samen befruchtet werden soll. Die liberalere Gesetzgebung unserer Zeit erlaubt den Frauen unter bestimmten Voraussetzungen sogar die Unterbrechung der Schwangerschaft. Können sich weitere Entwicklungen durchsetzen, so werden die zukünftigen Mütter durch Präimplantationsdiagnostik entscheiden, ob sie einen Menschen mit Behinderungen auf die Welt bringen wollen oder nicht. Die fundamentale Befreiung der Frau aus dem Zwang der Annahme ihrer biologischen Rolle hat zu großen Veränderungen in der westlichen Gesellschaft geführt und den Männern die Bevormundung der Frauen weitgehend genommen.

Moderne Frauen ziehen ihre Kinder selbständig gross, managen die Familie, erfüllen ihren Beruf und entwickeln dabei Sozialkompetenz, Führungsqualität, Kommunikations- und Durchsetzungsfähigkeit, welche die Männer in ihrer Berufsausbildung nicht lernen. Die einstweilen biologische und feministische Befreiung geht in eine eigenständige Kompetenzkultur der Frau über, die auf allen gesellschaftlichen und unternehmerischen Ebenen wirksam wird, welche der Herrschaftsbereich des Mannes waren.

Durch diesen „Herrschaftsverlust“ ist er plötzlich mehr auf sich geworfen und fühlt sich unwichtiger, daher einsamer. Er bemerkt die Nachteile einer von der Natur vorgegebenen biologischen, gesellschaftlichen Rolle und der von Dominanz und Aggressivität bis hin zur Gewalt. Es macht keinen Spass an sich selbst krank zu werden und früher als die Frau zu sterben, ohne ein Held zu sein. Der Mann beginnt sich selbst kritischer zu betrachten und bemerkt schon im mittleren Lebensalter den Verfall seines Körpers und dessen nachlassende sexuelle Attraktivität, weil er bislang nie nötig hatte ihn zu pflegen. Zunehmend irritiert ihn, dass seine Erektionsfähigkeit keinesfalls immer so präsent ist, wie er das gewöhnt war, als er alleine den Zeitpunkt sexueller Aktivität bestimmte. Er ist im Umgang mit sexuell emanzipierten Frauen verunsichert und erlebt erstmals, dass die Erektion, welche die sinnstiftende männliche Identifikation schlechthin darstellte, ihn im Stich lassen kann. Nichts am Mannsein stimmt mehr, so will es ihm scheinen, er sucht nach Auswegen:

Wie können wir Männer ein langes und zufriedenstellendes Zusammenleben mit unseren emanzipierten Frauen gestalten? Wie können wir das gleiche Lebensalter wie unsere Frauen in Gesundheit und in „Form“ erreichen, ohne dem Körperwahn und „Adonis-Komplex“ zu verfallen? Wie können wir Verantwortung und Kompetenz in Gesellschaft und Unternehmen mit unseren Frauen teilen? Unsere Gesichter erhalten durch das Älterwerden Charakter, unser Gehirn erhält Reife, unseren Körper aber müssen wir vor einem schlechten Lebensstil schützen, und dies sind wir bisher nicht gewohnt. Mit „PASSION MANN“ wollen wir über das Erwachsenwerden des Mannes zum Menschen nachdenken, über seine Befreiung aus seinem biologischen Zwang, wenn dies denn denkbar ist.

Vom Y-Chromosom und seinem Mann

Dr. Juke erkläre erklärt in dem opulenten Roman „Middlesex“ von Jeffrey Eugenides der genetisch als Mann geborenen Calliope, sie sei ein Mädchen, weil sie so aufgewachsen war, nachdem eine Erbveränderung dafür gesorgt hat, dass ihr männliches Hormon Testosteron nicht ausreichend in ihrem Körper wirken kann. Sie lebt eine kurze Lebensphase im „dritten Geschlecht“ als Hermaphrodit; sie probiert Sex mit beiden Geschlechtern und als Dr. Juke kurz das medizinische Untersuchungszimmer verlässt, liest Calliope heimlich den Arztbrief und erfährt, dass sie genetisch also „eigentlich“ ein Mann sei.

Sie flieht aus ihrer bisherigen Umgebung, lässt sich symbolisch die Haare abschneiden und beschließt, ihr Leben als Mann zu leben. Was also ist ein Mann, wo kommt er her, wie entsteht er und was macht ihn aus?

Joseph Haydn lässt in seinem Oratorium die Schöpfung „singen“ ( „Mit Würd`und Hoheit angetan, mit Schönheit, Stärk`und Mut begabt, gen Himmel aufgerichtet steht der Mensch, ein Mann und König der Natur ……. An seinem Busen schmieget sich für ihn, aus ihm geformt, die Gattin, hold und anmutsvoll. In froher Unschuld lächelt sie, des Frühlings reizend Bild, ihm Liebe, Glück und Wonne zu.“), da ist sie also, die Idee, dass die Frau aus einer Rippe Adams gemacht sei, jene ursprüngliche christliche Schöpfungsgeschichte, dass Gott zunächst den Mann und dann die Frau geschaffen habe. Die Frau wurde durch göttliche Fügung aus der Rippe des Mannes gebildet, während dieser schlief. Adam, das heißt „Mensch“, die Frau ist „Gehilfin, die um ihn den Menschen sei“. Seit dieser Zeit ist die Frau eigentlich kein Mensch und diese Vorstellung reicht von Aristoteles bis Thomas von Aquin, alles „ehrenwerte Herren“, wie wir heute noch in der Schule lernen und wie uns auch der gegenwärtige sonst so progressive, aber dennoch konservative Pabst auch glauben machen will. Diese Überheblichkeit des Mannes ist fundamentalistisch und hat bis zum heutigen Tage die Herrschaft des Mannes über die Frau bestimmt. Sie ist die Quelle der ethisch sanktionierten Gewalt des Mannes, verantwortlich für Völkermorde und den Terror unserer Tage, Vera van Aaken hat in ihrem Buch („Männliche Gewalt. Ihre Wurzeln und ihre Auswirkungen“, Ratmos Verlag, 2000) alle anderen Möglichkeiten für die Entstehung der Gewalt des Mannes verworfen.

Wodurch ist diese Überheblichkeit begründet, was macht den Mann aus? Es ist das Y-Chromosom, vor einem Jahrhundert ironischerweise von einer Frau entdeckt, was den Mann ausmacht. Dieses Chromosom – so wusste man bis vor wenigen Wochen – dirigiert die noch nicht sexuell festgelegten Geschlechtszellen in die Hodenanlage des männlichen Embryo und macht erst während dieses Prozesses aus einem Embryo, der noch Frau oder Mann werden kann, durch die Unterdrückung der weiblichen Anlagen den Mann. Bisher kannte man zwei Funktionen des Y-Chromosoms, die im Hoden angelegt sind: die Bildung von Testosteron, dem männlichen Hormon, und die Herstellung und Ausreifung von Samenzellen, die Spermien. Die möglichst umfangreiche Verteilung möglichst vieler Spermien wurde ja dem Mann als Hauptdaseinszweck auf Erden untergeschoben und nach diesem Muster verhalten sich heute noch viele von uns. Um dies zu erreichen, muss man (n) sich aber durchsetzen und hierfür beschert ihm das Y-Chromosom seine zweite Funktion, die Testosteronproduktion, die uns aggressiv macht und unsere Sexualität bestimmt. Aggressivität und Sexualität sind also beim Mann immer eng verbunden. So weit, so gut. Dann war ja alles im Lot und die Weltgeschichte könnte so weitergehen, männliche Sexualität, Macht und Gewalt haben die Geschichte im Griff, Geschichte ist sowieso männlich, uns ficht nichts an, keine Religion, keine Philosophie, keine Gesellschaftslehre, keine Staatsform.

Oups, und wenn das alles vielleicht doch nicht stimmen sollte, wenn unser Y-Chromosom schlapp macht, haben wir doch nur das eine? Die Frau hat zwei ihrer X-Chromosomen, das eine kann Schwächen des anderen ausgleichen. Wir Männer haben nur unser eines Y-Chromosom und dies ist mit sich allein. Im Mai 2003 wurde die genetische Struktur des Y-Chromosoms durch Page publiziert (Literatur) und seitdem beginnt in der Neuzeit die zweite Bescheidenheit des Mannes, die noch fundamentaler ist als die erste. Diese war die Einführung der Verhütungspille, welche die Frau aus der biologischen Abhängigkeit vom Mann befreite. Dass es aber nun gar umgekehrt sein soll, dass die Frau nicht aus dem Mann gemacht sei, sondern sein einsames Y-Chromosom große Bruchstücke des weiblichen X-Chromosoms enthält, erschüttert unser Selbstverständnis nachhaltig. Das X-Chromosom, mit dem die gegenwärtige Frau weltweit lebt, ist vor ca. 150.000 Jahren entstanden, seitdem ist die Natur sozusagen mit der Frau „zufrieden“. Das gegenwärtige Y-Chromosom ist aber erst 25.000 Jahre alt: ist die Natur mit dem Mann „unzufrieden“, bewährt er sich im Darwin’schen Sinne nicht, muss die Natur den Mann noch „ausprobieren“ oder, was viel schlimmer wäre, geht das Y-Chromosom mit der Zeit kaputt, verschwindet der gegenwärtige Mann wieder aus der Welt und wenn, wie wird dieser Mann auf dem Rückzug aussehen?

Schon seit Jahrhunderten stirbt der Mann früher als die Frau und schuld ist sein Y-Chromosom, wahrscheinlich, weil das von ihm verantwortete männliche Hormon Testosteron das männliche Gehirn auf Aggression gegen andere und auch vor allem gegen sich selbst trimmt; aber schon im Mutterleib und ebenfalls schon vor der Pubertät ist der frühe Tod des männlichen Geschlechts programmiert. Wenn also nicht nur Testosteron uns unsere Unschuld verlieren lässt, was macht das Y-Chromosom noch? Es codiert eben nicht nur für männliche Samenzellen, obwohl die Hälfte der Gene des Y-Chromosoms im Hoden damit beschäftigt ist, es gibt noch 30 weitere Gene, deren Funktion noch gar nicht ganz geklärt ist. Es ist sicher, dass bestimmte Gehirnregionen, welche Emotionen verarbeiten, so zum Beispiel der berühmte Mandelkern, – die Amygdala – unter dem Einfluss von Y-Chromosom-Genen steht. Obwohl jung-kastrierte Männer länger leben als ihre nicht verstümmelten Altersgenossen, bestimmt das Y-Chromosom unser Lebensschicksal, Fühlen, Denken und Handeln mehr als bisher bekannt. Wie schafft das einsame und partnerlose Chromosom seinen mächtigen Einfluss, vor allem eben wird es überleben? Noch bis vor wenigen Monaten glaubte man, dass der größte Teil des Gen-Materials außerhalb der Hoden-Gene sogenannter „junk“, evolutionärer Abfall sei, aber seit der Strukturaufklärung des Gens öffnet sich ein wahres Wunderwerk. Während andere Gene eine zufällige Abfolge ihrer Bausteine aufweisen, hat das Y-Chromosom sieben riesige Chromosomenabschnitte, die sich alle gleichen wie eine Kopie von sich selbst, sogenannte Palindrome, und diese lassen sich wie Spiegelwörter vorwärts und rückwärts gleich sinnvoll lesen wie zum Beispiel der Satz „Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie“, dass heißt, das Y-Chromosom hat sich durch Reparatur und Beseitigung von Schäden eine unheimlich hoch strukturierte Gen-Abfolge gegeben, die viel weniger Zufälligkeiten zulässt als bei der Rekombination anderer Gene während der sexuellen Vermehrung. Anstatt sich mit anderen Genen auszutauschen, abzugleichen und Partnerschäden zu reparieren, treibt das Y-Chromosom einem ureigenen Trieb des Mannes folgend Selbstbefriedigung, es spiegelt seine DNS an sich selbst in riesigen Spiegelsälen, kopiert sich selbst und repariert auf diese Weise seine Mutationen. 6 Millionen der 50 Millionen DNA-Buchstaben sitzen in solchen Palindromen, der häufigste Buchstabenstrang ist fast 3 Millionen lang. Damit es dem Mann nicht langweilig wird, kann sein Y-Chromosom etwas, was kein anderes Gen kann. Bei der Zellteilung kann es im Spiegelsaal Gen-Abschnitte nach einem noch unbekannten Mechanismus umlagern, schätzungsweise sind 600 DNS-Buchstaben zwischen Vater und Sohn verschieden, das ist 1.000 mal mehr als die normale Mutationsrate und mehr als nach den Mendel’schen Gesetzen erlaubt ist. Wer regelt also diesen Prozess der Vielfalt, feiert an dieser Stelle der lange in der Erblehre diskutierte Einfluss von außen die sogenannte Epigenetik von Lamarcke Auferstehung, passt der Mann sich schneller als die übliche Evolution an, sozusagen von Mann zu Mann?, ein Prozess, der in der Mendel’schen Erblehre nicht vorgesehen ist. Ich sehe in den Palindromen und dem Spiegelmechanismus des Y einen extrem lebendigen Mechanismus der Selbstanpassung. Marc Jobling von der Universität Leicester sieht darin allerdings einen Unfall der Evolution, der das instabile Y-Chromosom zum Verschwinden bringen solle und, wird man es und seinen Mann vielleicht auch gar nicht mehr brauchen? Hans Schöler ist es vor kurzem gelungen, aus männlichen Stammzellen befruchtungsfähige Spermien zu züchten, aber eben nur aus männlichen Stammzellen, während befruchtungsfähige Eier aus männlichen und weiblichen Stammzellen entstehen können.

Tod eines Virtuosen?, wie viele meinen, danach sieht es nicht aus, eher nach ewiger Jugend und der Möglichkeit, sich rasch anzupassen und dies ist es, was die Menschheit vom Mann brauchen wird, nachdem er bis jetzt für einen großen Teil des Unglücks auf der Erde verantwortlich ist – er könnte sich bessern und er wird gebraucht. Auf seine Sexualität allerdings kann man in der Fortpflanzung des Menschen wohl in einer mehr oder weniger fernen Zukunft verzichten, sie könnte zum reinen Genuss werden.

„Komplexer Androgenmangel“ – ein unbekanntes Syndrom

Der „komplexe Androgenmangel“ wird hervorgerufen durch permanente körperliche und psychische Überforderung und tritt vor allem im mittleren Lebensabschnitt auf. Unter „komplexem Androgenmangel“ verstehen wir eine Absenkung des Testosteronspiegels unter 10-12 nmol/l, ohne daß reaktiv ein Anstieg der Gonadotropine über den Normbereich (LH 10 mU/ml und FSH 7 mU/ml) erfolgt. Bei der primären Hodeninsuffzienz dagegen kommt es durch einen Organschaden des Hodens zu einer Schädigung der endokrinen und/oder generativen Funktion des Hodens. Für den primären Hodenschaden verantwortlich sind vor allem Virusinfektionen (Mumps), Zustand nach Leistenhernie-Operationen sowie toxische Schäden.
Die wissenschaftliche Literatur unterscheidet eine primäre Hodeninsuffizienz und einen sekundären Hypogonadismus. Bei der primären Hodeninsuffizienz kommt es durch einen Organschaden des Hodens zu einer Schädigung der endokrinen und/oder generativen Funktion des Hodens. Im ersteren Falle resultiert durch eine nachlassende Testosteronproduktion ein Androgenmangelsyndrom, im zweiten Fall eine nachlassende Spermatogenese mit zunehmender Infertilität.
Zahlreiche Noxen führen zu einem primären Hodenschaden. Diese Arbeit beschränkt sich vorzugsweise auf die Darstellung von endokrinen Schäden. Für die alltägliche Praxis relevant sind Schäden nach Virusinfektion (Mumps), Zustand nach Operation von Leistenhernien sowie toxische Schäden des Hodens.
Das Klinefelter-Syndrom wird seltener gesehen als nach der Statistik zu erwarten, möglicherweise wird es zu selten diagnostiziert oder die Inzidenzdaten stimmen nicht mehr. Die Varikozele verursacht mehr Fertilitätsstörungen.
Aus meiner Erfahrung nehmen insbesondere Schäden des Mannes durch den kombinierten Gebrauch von übermäßigen Mengen Alkohol (regelmäßig mehr als 30 g täglich), oft in Kombination mit Zigaretten (mehr als 5 täglich) zu.
Bei der sekundären Hodeninsuffizienz besteht meist ein Schaden der Hirnanhangdrüse: Die Sekretion von follikelstimulierendem Hormon (FSH) und luteinisierendem Hormon (LH) ist gestört. Nur in seltenen Fällen findet sich ein Defekt im Bereich des Hypothalamus mit einer Störung der Gona-dotropin-releasing-Hormone (GNRH), welche die Sekretion von LH und FSH stimulieren. Beispiel ist das Kallmann Syndrom, welches auf einem inzwischen definierten genetischen Defekt beruht.
Hypophysäre Ursachen sind meist Tumore, wobei das Prolaktinom am häufigsten ist, gefolgt von selteneren Tumorläsionen wie bei Akromegalie und Histiozytose X. Selten gibt es auch immuno-logische Schädigungen der Sekretion von LH und FSH.
Epidemiologie und Diagnostik
In Deutschland werden wahrscheinlich mehr als 3 Millionen Männer mit echter primärer Hodeninsuffizienz noch nicht ausreichend diagnostiziert und therapiert.
Aus meiner Erfahrung kommen aber in der Praxis der Andrologie die primäre und sekundäre Hodeninsuffizienz nicht so häufig vor wie ein Syndrom, welches ich „KomplexenAndrogenmangel“ nenne. Hier steht nicht die gemeinsame Störung der Spermatogenese und der Hormonsynthese im Vordergrund, sondern es überwiegt klinisch und in der Betroffenheit des Mannes der Testosteronmangel.
Störungen der Spermatogenese sind möglicherweise auch vorhanden, stehen aber nicht im Vordergrund des Interesses, da der „Komplexe Androgenmangel“ Männer betrifft, deren Fertilitätsplanung zurückgetreten ist gegenüber einer Planung der Karriere, der Biographie in der Mitte des Lebens und des Wohlbefindens. 5-10 Millionen Männer sind davon betroffen. Die Dunkelziffer ist sehr viel höher, zumal auch das Krankheitsbild nicht dauerhaft vorhanden ist, sondern in typischer Weise einen phasenhaften Verlauf hat.
Was heißt „komplexer Androgenmangel“?
Unter „Komplexem Androgenmangel“ verstehen wir eine Absenkung des Testosteronspiegels unter die 10er Perzentile des Normwertbereiches (kleiner 10 – 12 nmol/l), ohne daß – wie beim primären Hodenschaden (Abb. 1) reaktiv ein Anstieg der Gonadotropine über den Normalweh selbst noch seinem Partner gewohnt ist, Rechenschaft abzulegen. Zudem ist er noch seltener dazu bereit, Lebensstiländerungen sinnvoll umzusetzen. Inwieweit Osteoporose, kardiovaskuläre Störungen bei metabolischem Syndrom oder Störungen der Hirnfunktion relevant werden, wissen wir noch nicht. Die benigne Prostatahypertro-phie scheint aber Folge eines langanhaltenden leichten Androgenmangels zu sein und nicht Folge von zuviel Androgenwirkung.

Therapie

Die Behandlung des Androgenmangels des Mannes ist bis jetzt unbefriedigend und beruht meist auf nichtpublizierter Empirie individueller Medizin. Es stehen die Injektion von Testosteron-Depotprä-paraten zur Verfügung; meist wird eine Dosis von 100 – 250 mg alle 3 – 4 Wochen empfohlen eine ungewisse Empfehlung ohne wissenschaftliche Studienabsicherung. Es gibt auch keine Laborpara-meter, die eine Therapieüberwachung zulassen.
Sicherheit gibt uns die Tatsache, daß bei Langzeitsubstitution hypophysenloser Männer mit solchen Präparaten bisher keine dauerhaften Schäden, auch keine vermehrten Prostatakarzinome beobachtet wurden.

Können Androgene empfohlen werden?

Auch für die zur Therapie zugelassenen oralen Androgenanaloga ist die Situation nicht günstiger, über mögliche Schäden der Leberfunktion beim firstpass, respektive Auswirkungen auf die Prostata ist wenig bekannt. Publizierte Langzeitstudien, welche Biographie, Laborwerte und Organbefunde dokumentieren, gibt es nicht in genügendem Umfang.
Mit neuen Untersuchungsverfahren der klinischen Prüfung ist das transdermale Testosteronpflaster aus den USA am besten untersucht; es ist aber noch schwer verfügbar, und wir haben hierzulande nur begrenzte Erfahrung. Aus Frankreich gibt es ein transdermal zu applizierendes Gel mit Dihydro-testosteron, welches sich dort großer Beliebtheit erfreut, Studien fehlen aber ebenfalls.

Vorgehen in der Praxis

Um die Androgensubstitution des Mannes besser zu evaluieren schlage ich folgendes Procedere vor:
Dokumentation der Beschwerden mit einem wertenden Diagnostikinstrument („Androgenmangel-Bewertungsskala“; Tab. 1);
Lebensberatung bezüglich einer Lebensstiländerung bei toxischem Organschaden oder „burn-out“ Syndrom;
Beratung über Streßbewältigungsprogramme, Ernährungsberatung, Training von kardiovaskularer Fitness und Kräftigung der Muskulatur; Gratifikationsbewertung im Hinblick auf den Genuß der Sexualitat;
Bestimmung von Testosteron, LH und FSH, eventuell Prolaktin; gegebenenfalls Durchführung von Stimulationstesten (s. o.); Bestimmung von HDL, Triglyzeriden und gamma-GT;
Untersuchung der Prostata einschließlich PSA; Androgensubstitution zunächst für 3-6 Monate, aber nur in Begleitung mit obigen Maßnahmen und Bewertung der Symptomatik.

Ausblick

Der „Komplexe Androgenmangel“ ist die häufigste Form des Androgenmangels beim Mann. Er verursacht erhebliche Lebens- und Gesundheitsprobleme. Die Kosten dieser Krankheit und ihrer Folgen für die Gesellschaft sind noch unbekannt.
Unabdingbar sind Wissenschaftsprojokte zur Erforschung der hormonabhängigen Gesundheit des Mannes. Zu viele Mittel werden für die kurative Medizin kardiovaskulärer Krankheiten des Mannes im Vergleich zur Frau ausgegeben, während die hormonabhängige Gesundheit des Mannes im Gegensatz zur Frau vernachlässigt wird. Hormonsubstitution mit Testosteron machte kein Prosta-tahyperthrophie und kein Prostatakarzinom.

Hormonsubstitution: Nicht jede Hormongabe ist gleich ein Doping

Immer wieder berichten die Medien davon, dass Sportler bei der Dopingkontrolle „erwischt“ wurden. Auch einige Bodybuilder kamen so in die Schlagzeilen. Doch nicht jede Hormongabe ist gleich ein Dopingfall, denn man unterscheidet grundsätzlich drei Anwendungsbereich:

1. Natürlicher Hormonersatz:

Wenn der Arzt einen Hormonmangel feststellt, kann man von außen Hormone zuführen, um diesen „Mangel“ wieder auszugleichen. In diesem Falle spricht man von Hormonersatz. Solange man mit den Hormongaben im Normalbereich bleibt, hat der Hormonersatz mit Doping rein gar nichts zu tun.

Testosteron: Viele Männer, die ständig im Stress sind, haben zu wenig Testosteron im Blut – das Hormongleichgewicht ist gestört, weil die Nebennierenrinde vergleichsweise zu viel Cortisol produziert. Neuderdings gibt es pflanzliche und synthetische „Blocker“ der Cortisolsynthese in Bodybuildingshops – wir raten jedoch zur Vorsicht, denn die Wirkung dieser Präparate ist weder klinisch nachgewiesen noch sind die Nebenwirkungen bekannt.
Auch ältere Männer bilden zu wenig Testosteron. Wünschenswert ist eine Konzentration zwischen 6 bis 8 ng/ml (Nanogramm pro Millliter), der Normalbereich geht von 3,5 bis 12 ng/ml. Ein Hormonmangel liegt dann vor, wenn die morgendlichen Testosteronkonzentration unter 3,5 ng/ml und der Abendwert bei 2 ng/ml liegen. Liegt der morgendliche Testosteronwert unter 5 ng/ml, so gelingt ein Fettabbau fast nie und ein Muskelaufbau gar nicht. Demnach ist es also eine vergebliche Liebesmüh, sich jahrelang zu quälen – mit einem höheren Testosteronspiegel wäre der Erfolg sicher.
Wichtig: Wenn ein Mann seinen Testosteronmangel mit synthetisierten Hormonen ersetzt, muss der Arzt die Hormonmengen im Blut regelmäßig kontrollieren, damit er nicht zu viel Testosteron gibt und den „normalen“ Referenzbereich nicht überschreitet; aber auch eine Unterdosierung ist zu vermeiden.
Für den Hormonersatz bei der Frau gilt im Prinzip das Gleiche. Im Buch „Absolut Frau“ ist der Hormonersatz für die Frau sehr umfangreich und informativ dargelegt.

DHEA: Jahrelange Studien haben inzwischen gezeigt, dass ein Mangel an DHEA (Dehydroepiandrosteron), einem Nebennierenhormon, zu nachlassender köreprlicher Leistung, Muskelabbau und Fettgewebsvermehrung führen kann. DHEA gilt als Vorstufe für Testosteron beim Mann und für Östrogen bei der Frau: Bei Konzentrationen unter 500 bis 800 ng/ml – besonders beim Mann über 50 Jahre – kann der Arzt DHEA ersetzen, beginnend zum Beispiel mit 25 Milligramm, um dann auf 50 Milligramm zu steigern. So bleibt man im normalen Referenzbereich, es handelt sich also um einen Hormonersatz und nicht um Doping.
Bitte bedenken Sie: Es gibt eine seriöse kritische wissenschaftliche Diskussion, die darauf hinweist, dass DHEA beim Mann kaum die erwünschten und versprochenen Wirkungen hat, die von so genannten Antiaging-Ärzten erwähnt werden und die rein spekulativ sind – also Vorsicht.
Bei der Frau wirkt DHEA ganz anders: Es kann sich positiv auf die Stressfähigkeit, die körperliche Leistung und die Emotionen auswirken, und es wurde berichtet, dass sich dadurch die Stimmung und das Wohlbefinden verbessern können.

Wachstumshormon: Etwa vom 50. Lebensjahr an produziert der Körper immer weniger Wachstumshormon und wahrscheinlich gehen dann mit der Zeit auch die wachstumshormonabhängigen Funktionen des Körpers verloren.
Unter Medizinern gibt es immer wieder Diskussionen, ob der Mangel an Wachstumshormonen ersetzt werden soll oder nicht – und zwar speziell dann, wenn es um den Fettabbau und den Muskelaufbau geht. Ich bin der Meinung, dass Wachstumshormon bei nachgewiesenem Mangel mit klinisch darstellbaren Folgen versucht werden kann. Die optimale Dosis lässt sich heute jedoch noch schwer bestimmen. Die Erfahrung zeigt: Je später man mit dem Ersatz beginnt, desto weniger erreicht man mit dieser Maßnahme.
Getestet wird dafür IGF-1, der Vermittler der Wachstumshormonwirkung: Wenn er deutlich unter der Altersnorm liegt, kann man für drei Monate einen Versuch mit täglich langsam steigenden Dosen an Wachstumshormon machen. Zur Kontrolle werden die Werte ständig im Labor gemessen. Ziel der Behandlung ist es, mit dem IGF1-Wert in den Bereich eines 30-Jährigen zu kommen.

Schilddrüsenhormone: Nicht selten – bei der Frau häufiger als beim Mann – findet man fast stumme Schilddrüsenentzündungen (Immunthyreopathie), wobei die Antikörper selbst das Fettgewebe stimulieren können. Für die Laboruntersuchung sollte der Arzt den sonst nicht mehr nötigen TRH-Test anwenden. Häufig lässt sich dann eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) feststellen. Ohne eine ausreichende Konzentration von Schilddrüsenhormon ist die Wärmeproduktion in den Zellen (Mitochondrien) vermindert, das heißt der Organismus wird seine Energie nicht los.
In solchen Fällen hat es sich als besonders hilfreich erwiesen, als Ersatz eine Kombination von Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) zu wählen. Darüber hinaus muss man bei Übergewichtigen einen Zuckerbelastungstest durchführen, um eventuell eine Zuckerstoffwechselstörung rechtzeitig zu erkennen. Oft begleitet diese das Übergewicht, kann aber auch Ursache dafür sein. In jedem Fall bessert sich ein solcher Typ-II-Diabetes durch Gewichtsabnahme und Training. Ein therapeutischer Eingriff ist aber nur dann sinnvoll, wenn der HBA1-Wert über 6,5 Prozent liegt.

2. Hormonbehandlung:

Wenn Männer einen Hodenschaden und in dessen Folge häufig eine allgemeine Leistungsminderung, nachlassende Sexualität, Depressionen und eine Osteoporose nach Mumps bekommen, sind Hormonbehandlungen mit höheren Dosen – zum Beispiel 250 Milligramm Testosteron alle drei Wochen – möglich. Das Hormon wird immer noch intramuskulär injiziert, aber auch hier ist eine höhere Hormondosis mit Gel heute die Standardtherapie.
Die Injektionsmethode ist schon veraltet, weil die Testosteronmenge in der ersten Woche zu hoch liegt, also im „Dopingbereich“. In der zweiten Woche ist die Menge angemessen, aber in der dritten Woche „leidet“ der Mann, weil er zu wenig Testosteron im Blut hat. Da nur der Arzt bzw. die Arzthelferin Spritzen verabreichen darf, eignet sich diese Methode nicht für den natürlichen Hormonersatz im Lifestyle-, Sport- und Trainingsbereich.

3. Doping:

Wenn Sportler künstliche männliche Hormone in Mengen von 250 bis 1000 Milligramm pro Woche zu sich nehmen, fällt das unter den Begriff Doping: Solche Eingriffe in die menschlichen Körperfunktionen sind gesetzlich verboten und haben mit dem Hormonersatz nichts zu tun (siehe auch Biochemisches Institut der Sporthochschule Köln, IOC akkreditiertes Labor für Dopinganalytik, www.dopinginfo.de).
Zur Verhütung beim Mann werden übrigens ähnliche Mengen an Testosteron empfohlen: Interessent ist dabei, dass dieselben Experten, die das Doping verdammen, nunmehr verkünden, solche Dosierungen hätten keine Nebenwirkungen – das ist eine zweifelhafte Doppelmoral von Experten und Gremien.

Wachstumshormonerstatz, – ein Jungbrunnen für den Mann?

Keine Frage, es gibt die sogenannte „Somatopause“, denn Wachstumshormon fällt mit dem Alter ab. Beginnend mit etwa 45-50 Jahren kommt es zu folgenden Veränderungen.

– Abfall der nächtlichen Wachtumshormonpulse und damit der Wachstumshormonausschüttung

– Wachstumshormonsekretion halbiert sich alle Jahre und geht einher mit einer Verkürzung der tiefen Schlafphasen.

– Parallel zum Abfall der Wachstumshormonausschüttung fällt der Vermittler der Wachstumshormonwirkung, die IgF 1-Konzentration ab.

– Mit 50 Jahren ist die Wachstumshormonsekretion fast versiegt und IGF 1 fällt weiter ab. Nur etwa 20 % der 60-jährigen Männer haben normale IGF 1-Werte, dies mag zusammenhängen mit ihrer genetischen Ausstattung bezüglich des Schlafrhytmus, ihrer Beweglichkeit, der Ausschüttung von Sexualhormonen und der Gehirnalterung, aber darüber wissen wir noch relativ wenig.

Gibt es beim älteren Mann Symptome eines Wachstumshormonmangels?
Diese Frage ist schon bei Patienten ohne Hirnanhangdrüse die kein Wachstumshormon mehr ausschütten nicht ganz einfach zu beantworten und auch bei diesen erhält nur ein kleinerer Anteil einen Ersatz mit Wachstumshormon. Die Wirkung von Wachstumshormon kann natürlich am besten ganz studiert werden wenn es ausgefallen ist und da Wachstumshormon ein allgemeiner Stoffwechselregulator ist, findet man natürlich keine ganz typischen schweren Ausfallserscheinungen wie z.B. bei Cortison der Nebenniere. Dieser Mangel an Spezifität macht es so schwer, den Mangel an Wachstumshormonen zu beurteilen. Eines ist aber durch Untersuchungen bei Kranken ohne Hirnanhangdrüse und aus dem Wachstumshormonersatz bei solchen Menschen zu lernen. Die Leitsymptome des Wachstumshormonmangels sind:
Antriebsarmut, Lustlosigkeit, mangelnde körperliche Leistungsfähigkeit, rasche Erschöpfung, Zunahme des Körperfettanteiles, vor allen Dingen im Bauchbereich, Austrocknen und Dünnerwerden „Altersathrophie“ der Haut, mit einer Zunahme der Faltenbildung. Es kommt zu einer Abnahme der Muskelmasse und zu einer Abnahme des Gesamtkörperwassers, womit der Körper an „Elastizität“ verliert. Bedeutend ist auch, daß der Grundumsatz des gesamten Körpers heruntergefahren wird. Dies könnte eigentlich nach unseren früheren Ausführungen zum Alterungsprozess eher günstig sein, denn ein niedriger Körperstoffwechsel soll zu höherem Alter führen, allerdings bedeutet es schon einen Unterschied, ob der Grundumsatz niedrig ist durch Anti-Aging Maßnahmen oder durch den Mangel an Wachstumshormon, denn sämtliche Studien zeigen, dass Patienten mit unzureichender Hormonsekretion der Hirnanhangdrüse eine zweifach erhöhte Sterblichkeit gegenüber normalen Menschen haben. Bei den Laboruntersuchungen kann man feststellen, daß die allgemeine Eiweißsynthese herunterreguliert wird und es kommt zu einer ungünstigen Verschiebung der günstigen HDL gegenüber dem ungünstigen LDL. Dieser artherogene Effekt kann noch verstärkt werden bei einem Mangel von Testosteron, wodurch die Stickoxydproduktion in der Gefäßinnenhaut reguliert wird. Sie erinnern sich ja, dass wir weiter oben in unserem Buch angemerkt haben, daß das Gas Stickoxyd (NO) in den Gefäßwänden unter Hormoneinfluss hergestellt wird und für eine Gefäßerweiterung in der Gefäßinnenhaut sorgt.

Aus Studien zum Wachstumshormonersatz bei Menschen mit Erkrankungen der Hirnanhangdrüse kommt es zu einer deutlichen Verminderung von Fettgewebe, zu einem Abfall des ungünstigen LDL, zu einem Anstieg der Muskelmasse und der Kraft, eine allgemeine Leistungssteigerung wird verzeichnet, eine verbesserte Herzfunktion, eine bessere Nierenfunktion und ein Anstieg der Knochenmasse. In der Zwischenzeit weiß man sehr wohl, daß Wachstumshormonmangel zu einer niedrigen Knochendichte bis hin zu einer Zunahme der Frakturrate führen kann. Neuere Untersuchungen der letzten Jahre zeigen, daß die Osteoporose beim Mann deutlich zunimmt und nahezu genauso häufig ist wie bei der Frau, nachdem man jahrelang glaubte, dass Os>
Die Antwort ist ja, die Antwort heißt aber auch Sicherheitsbegleitung und Kontrolle der Wirksamkeit. In unserem Begleitprogramm werden alle erforderlichen Laboruntersuchungen zu Wirkung und Nebenwirkung von Wachstumshormon eingesetzt, wir überprüfen Parameter der Gehirnfunktion, der Gefäßfunktion, der Herzkreislauffunktion, wir bewerten Muskulatur und Knochen, wir messen das biologische Alter der Haut und kontrollieren die gesamt altersabhängige Vitalität, alles was zur Früherkennung von Tumoren getan werden kann wird angeboten.

Das Hormonsystem

Da Frauen und Männer unterschiedliche Hormone produzieren, haben sie auch andere Probleme beim Abnehmen. Für viele Frauen kommt hinzu, dass sie durch die Pille zunehmen: Denn wer die klassische Antibabypille nimmt, hat fast keine Chance, sein Gewicht dauerhaft zu reduzieren. Viele Gynäkologen verschreiben nämlich Verhütungspillen, die für alle Frauen die gleiche Menge von Östrogen und Gelbkörperhormon enthält. Doch es hat sich erweisen, dass dieses Hormonangebot für einen Teil der Frauen über die Jahre zu hoch hoch ist. Die Folge: Die Frauen nehme langsam zu. Für andere Frauen wiederum ist die Hormonmenge zu niedrig, so dass es zu Störungen im Eierstock kommen kann, die damit einhergehen können, dass vermehrt männliche Hormone gebildet werden – und daraus resultieren dann ebenfalls Gewichtsprobleme. Vor 40 Jahren – als die Pille bei und auf den Markt kam – gingen die Mediziner davon aus, das 150 µg (Mikrogramm) Pillenöstrogen die „richtige“ Menge sei. Die Menge an Pillenöstrogen wurde in den vergangen Jahren auf ein Zehntel reduziert und damit ist die Gefahr des früher fast obligatorischen Gewichtsproblems geringer. Trotzdem ist es für die meisten Frauen schwierig, einen Arzt zu finden, der die individuell „richtige“ Östrogenmenge für dei Pille ermitteln kann. Welche Kriterien dabei zu beachten sind und warum die Monatsblutung für Frauen, die mit der Pille verhüten, überhaupt nicht notwendig ist, erfahren Sie im Buch „Absolut Frau“.

Nun zum männlichen Hormonsystem: Bei vielen, die ständig im Stress sind, ist die Hodenfunktion gestört. Zudem sammelt sich das Fett an den typisch männlichen Stellen – und zwar vor allem am Bauch. Das Fettgewebe wächst allein schon dadurch, dass die Nebennierenrinde bei Stress vermehrt Cortisol ausschüttet. Häufig ist der Wert am Abend zwischen 22 und 23 Uhr zu hoch.

Doch es gibt inzwischen einen weiteren Grund: Durch die größeren Mengen an Cortisol wird im Zwischenhirn die Ausschüttung von Hormonen der Hirnanhangsdrüse gebremst, die den Hoden stimulieren. Die Folge: Das Gleichgewicht zwischen Östrogen und Testosteron ist dann gestört, weil die Menge an Östrogen so erhöht ist, das es relativ zum männlichen Hormon überwiegt.

Die gestörte Balance von niedrigem männlichem Hormon zu hohem Östrogen macht das Fettgewebe unempfindlicher für Insulin und die Hormone des Vegetativen Nervensystems, die die Wärmeproduktion regulieren. Hierdurch kommt es zu einer Vermehrung des Fettgewebes im Bauchraum selbst (Darmfett) und in den Bauchdecken: Es wächst der für übergewichtige Männer typische „Bierbauch“. Der Komplexe Androgenmangel ist eine der Hauptursachen, warum Männer übergewichtig sind und darüber hinaus nicht abnehmen können.

Tipp: Leider gibt es bislang nur recht grobe Messmethoden, um zu ermitteln, wie stark die Cortisolmenge bei Stress ansteigt. Cortisol im Speichel können Sie bei jedem Laborarzt messen lassen.

Antiaging – kann man dem Altern vorbeugen?

Auszug aus dem Buch „ABSOLUT MANN“

Altern ist ein sehr komplexer Prozess, der in unterschiedlichen Organen zu unterschiedlichen Zeitpunkten abläuft. So altert beispielsweise das Gehirn bereits ab der Geburt mit rasanter Geschwindigkeit, während die Alterungsvorgänge bei den Knochen erst ab dem 20. Lebensjahr einsetzen. Hauptsächlich sind es nämlich Schäden am Genom, die uns altern lassen. Solche Gendefekte können von den Eltern vererbt sein – man spricht dann von angeborenen Mutationen. Hierunter fallen auch genetische Veranlagungen für Krankheiten (wie beispielsweise Krebs, Arthrose, Diabetes und Glaukom).

Die sogenannten Polymorphismen (von altgriechisch poly = viel und morphe = Gestalt) repräsentieren nicht nur die genetische Vielfalt der Menschheit, sondern bedingen auch die Unterschiede zwischen menschlichen Individuen, denn sie bergen Körper- und Gesundheitsmerkmale, aber auch Krankheitsrisiken in sich. Bei Männern kann beispielsweise eine kleine Mutation im Gen, das für den Östrogen-Rezeptor zuständig ist, eine vorzeitige koronare Herzkrankheit auslösen. Weitere angeborene Mutationen führen zu Darmkrebs, vorzeitiger Arteriosklerose, Alzheimer-Krankheit und Amyloidose, einer krankhaften bindegewebsartigen Ablagerung faseriger Protein an Organen wie Leber, Herz, Lunge oder Nieren.

Schließlich können genetische Defekte aber auch im Verlauf einer Zellteilung spontan auftauchen; in diesem Fall spricht man von einer erworbenen somatischen Mutation. Hierbei kann es sich nur um einen kleinen Schaden handeln; treten Mutationen aber vermehrt auf, so bewirken sie das Altern der Zelle. Ein Schutz der Gene, ein „Erbschutz“, ist also „Altersschutz“ – es gibt heute gute Möglichkeiten, in diesem Sinne schützend tätig zu werden.

Wie können sich Gendefekte überhaupt bemerkbar machen? Wie bereits erwähnt, legen sich bei der Kernverschmelzung die entsprechenden (analogen) Chromosomenstränge aneinander; dabei können auch ganze Genabschnitte gegeneinander ausgetauscht werden (freie Rekombination der Gene). Gene sind aber nicht gleich Gene: Man kennt so genannte dominante Erbanlagen, die ihr entsprechendes Gegenstück auf dem Schwesterstrang „unterdrücken“ und nur die eigenen gespeicherten Merkmale ausprägen. Das ist ein sehr sinnvoller Mechanismus der Natur, da auf diese Weise geringfügige Mutationen, die sehr häufig auftreten, durch die unveränderten, nicht mutierten Gegenstücke kompensiert werden. Die unterdrückten, im Fachjargon als rezessiv bezeichneten Gene haben aber dennoch eine Chance, sich zu „verwirklichen“: nämlich wenn bei der Rekombination zwei rezessive Gene aufeinandertreffen – oder wenn das Gegenstück ein Y-Chromosom ist.

Weitere Informationen zu diesem Thema in dem Buch „ABSOLUT MANN“

Warum stirbt der Mann früher als die Frau?

Auszug aus dem Buch „ABSOLUT MANN“

Trotz zahlreicher Veröffentlichungen zum „vorzeitigen Mannstod“ – im Durchschnitt sechs bis acht Jahre vor der Frau – gibt es keine klaren Antworten. Gewiss ist immerhin, dass das Drama des männlichen Geschlechts schon im Mutterleib beginnt. So ist die Wahrscheinlichkeit, einen Sohn zu zeugen, unmittelbar vor dem Eisprung am höchsten. Der Grund liegt darin, dass männliche Spermien mit höherer Geschwindigkeit schwimmen als weibliche, dafür jedoch rascher absterben als diese. Auch männliche Föten weisen eine deutlich höhere Sterblichkeit auf als weibliche. Männer sind also insgesamt „lebensschwächer“. Sie liegen von der Statistik der Todesfälle stets vorn, sowohl was die natürlichen als auch die nicht natürlichen Todesursachen (zum Beispiel Unfälle, Selbstmorde) angeht.

Dieses Faktum zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Menschheit: Auch bei allen Kriegen, Seuchen und Epidemien starben die Männer vor den Frauen. Das Paradigma der frühen Sterblichkeit des Mannes gilt für alle Altersklassen. Ganz gleich, ob im Mutterleib, in früher Kindheit und Jugend, im besten Mannes- oder Greisenalter, stets stirbt der Mann früher als die Frau.

Immerhin sorgt die Natur für einen gewissen Ausgleich (denn sonst wäre der Anteil der Frauen an der Weltbevölkerung ja überproportional hoch). So werden laut Statistik stets in geringerem Umfang mehr Jungen als Mädchen geboren.

Lesen Sie zu diesem Thema auch im Buch „ABSOLUT MANN“ weitere detaillierte Ausführungen

Vom „Adonis-Komplex“ und anderen Körperbildstörungen

Ich gehöre zu der Männergeneration, für die unschicklich war, in der Jugend ein T-Shirt zu tragen, Rasierwasser zu benutzen, Eau de Cologne anzuwenden oder sich gar um den eigenen Körper zu kümmern. Wir haben gegessen was auf den Tisch kam, auch, wenn es immer mit den Jahren feiner wurde, man wurde Weinkenner, man trug seidene Krawatten und der Anzug war schließlich von feinem Tuch, wir haben Frau und Kind und einen Karriereberuf, für den es sich lohnen sollte, mindestens 50 Stunden pro Woche zu arbeiten, wir fahren die Autos der drei erfolgreichen großen deutschen Marke, Lederpolster, Telefon, wir finden uns mit Bauch und ohne Hintern in der Hose noch immer sexuell attraktiv, wir verdrängen erfolgreich, daß es zeitgemäß ist, daß wir 8 Jahre vor unseren Frauen sterben.

Dann kam vor etwa 20 Jahren, angetrieben aus den USA, eine Fitnesswelle die zunächst von der Jugend und in späteren Jahren aber auch von einigen älteren Männern aufgegriffen wurde. Gut gebaute Models, allen voran Markus Schenkenberg führten vor, daß es für den Mann noch andere Genüsse geben sollte, als die, welche meine Generation erlebten. Attraktive Körper, symbolisiert durch guten Muskelbau und wenn es irgend geht mit Waschbrettbauch, guter Körpergeruch, gesundes Essen mit Supplements und Vitaminen, Laufen und Radfahren zum Kardiotraining und 2-3 mal Muskeltraining pro Woche wurden zu neuen Lebensinhalten einer aufsteigenden Generation, die man im Fernsehen und in Printmedien bewundern konnte.

Eine ganze Industrie stimmt sich nun auf die gewandelten Lebensziele des Mannes die den Genuss am Körper und Emotion mindestens gleich setzen zu den materiellen Ersatzhandlungen meiner Generation.

Vor 10 Jahren begann ich mich langsam dafür zu interessieren und mit den Jahren, als ich mich mit der Gesundheit des Mannes beschäftigte, habe ich meinen eigenen Lebensstil immer mehr geändert. Ich fahre täglich Fahrrad, laufe und mache 3mal in der Woche Muskeltraining, habe 7 % Körperfett, halte mein Blutfett durch geschickte Ernährung, DHS am haptischen Genuss nicht Mangel, ebenso niedrig wie meinen Blutdruck. Es geht meinem Körper gut, ohne daß meinn Geist, mein Beruf oder meine Umwelt unter meinem neuen Lebensstil leidet, ich fühle mich wohl, wie Jahre zuvor nicht, habe Kraft und Lebensfreude aus eigenem Tun und weil dem so ist, haben wir daraus eine medizinische Lebensstilaktivität für den Mann in Deutschland gemacht: „HOMMAGE“.

So weit so gut, bis ich vor einigen Tagen das Buch „The Adonis Complex“ las. Nun erfahre ich, daß ich wahrscheinlich Opfer einer Körperobsession in der westlichen Gesellschaft geworden bin, ich benutze rasch die mathematische Formel im Anhang des Buches um den alles dekorierenden FFMI (Fat-free-mass-Index) zu kalkulieren. Der Index zeigt, daß oberhalb eines Wertes von 25 jedes Training zu neurotischen und therapiebedürftigen Geschehen wird, der Index zeigt die magische Grenze an, oberhalb derer man sofort erkennen kann, ob jemand Drogen und Anabolika verwendet. Ich lande bei 25, bin also schon an der Gefahrengrenze, ängstlich fülle ich, bevor ich das Buch überhaupt richtig durchlese den Fragenkatalog auf Seite 77-79 aus, ich lande bei 10 Punkten einer Skala die von 10-19 reicht: „You probably have a mild to moderate form of the Adonis Complex. Body image concerns may or may not seriously compromise your day-to-day life, but you may well be a victim of some of the social and psychological forces described in this book“, ich bin also echt in Gefahr, den Adonis-Komplex zu haben, die drei Autoren des Buches, Psychiater der angesehenen Harvard University in Boston würden mir wahrscheinlich doch schon zu einer Therapie raten. Was ist der „Adonis Complex?“.

Der Untertitel spricht von „The secret crisis of male body obsession“, es geht also darum, daß die Autoren in der gegenwärtigen Fitnessbewegung für den Mann, 4 wesentliche Auswüchse erkennen:Gewichtstraining: Der Drang nach einem Körper mit viel Muskeln kann so intensiv werden, daß Männer persönliche Beziehungen und berufliche Karrieren hinten anstellen.

Körperbildstörung: Anders als bei gesunden Menschen haben Männer mit Körperbildstörungen keine Vorstellung darüber wie sie wirklich aussehen, sie sind darauf fixiert Dinge an ihrem Körper zu ändern die andere nicht einmal wahrnehmen. Jungen bis hinunter zum Alter von 6-8 berichten über solche Körperbildstörungen, die ihr Selbstbewußtsein stören und zu Depressionen führen können.

Eßstörungen: 7 Mio. Männer in den USA leiden an Freßsucht, Anämie und erzwungenem Erbrechen. Die Zahl der Männer mit leichteren Eßstörungen sei viel größer.

Anabolikagebrauch: Um ihre zunehmend unrealistischen Körperideale zu verwircklichen, benutzen mehr als 1 Mio Männer in den USA anabole Hormone. Mehrere Mio Männer geben Millionen von Dollar für muskelaufbauende Ernährung und Supplemente aus.Der schöne Titel des Buches von Pope, Phillips und Olivardia macht neugierig, indessen ist er falsch gewählt, denn Adonis, halb Gott halb Mensch ist in der griechischen Mythologie das Sinnbild für das schönen Mann, 50 % seines Lebens hat er Aphrodite gewidmet. Was Pope und Mitarbeiter beschreiben ist eher das Streben einer Minderheit, vorzugsweise in der amerikanischen Männergesellschaft nach einem, wie ich es nenne würde, „Herkules-Syndrom“. Aus den Schlußfolgerungen über eine Minderheit entsteht ein falsches Verständnis von der Rolle des Mannes in unserer Gesellschaft, die Autoren kommen auch zu falschen Schlußfolgerungen aus pathologischen Männerbiographien für die Gesamtheit der Männer. Es ist allerdings ein großes Verdienst der Autoren, auf eine krankhafte Entwicklung männlicher Identifikation hinzuweisen, die das äußere Bild des Mannes in unserer Gesellschaft stören kann, das Buch beschreibt eigentlich eine Krankheit, diejenigen die daran leiden und diejeningen die daran, wie so oft, ihr Geld verdienen. Um was geht es? Pope und Mitarbeiter beschreiben den Hintergrund einer Entwicklung die dazu führt, daß in der gegenwärtigen Gesellschaft der Mann zunehmend mehr Aufmerksamkeit, Zeit, Mühe und Geld in sein äußeres Erscheinungsbild, aber in Bemühungen des Wohlbefindens und der Sexualität aufwendet, eine Entwicklung die wesentlich begleitet wird von den Absichten der Zeitschrift Men’s Health, die in den USA eine zunehmend größere Auflage erreicht, aber auch in Deutschland eine ansteigende Leserschaft erreicht.

Solche Entwicklungen sind in der Kulturgeschichte des Mannes nicht neu, wir kennen sie aus Griechenland, aus den Zeiten des römischen Reiches, aus der Renaissance und der Romantik. Aus der Geschichte lernen wir, daß solche Selbstbesinnung des Mannes immer in Zeiten vorkommen, wo junge Männer über mindestens eine oder mehrere Generationen nicht von alten Männern in Erfüllung der zweifelhaften Machtinteressen in Kriege getrieben wurden. Sinnlose Kriege bis in unsere heutigen Zeiten kann man nur mit jungen Männern im Alter zwischen 18 – 25 Jahren veranstalten „wehrtauglich“ ist nur eine Männerjugend die im Vollbesitz ihrer körperlichen Fähigkeiten ist, deren Lebenserfahrung aber noch begrenzt ist, und die nach Erlebnissen männlicher Sinnstiftung sucht. Das von Testosteron, dem männlichen Hormon, geprägte Gehirn sieht und interpretiert die Welt und ihre Gesellschaft völlig anders als das östrogengeprägte weibliche Gehirn. Selbstbestätigung in Kampfeslust, aggressive Welteroberung und die emotionale Neigung zu Heldentum, aber auch Unterdrückung Schwächerer auf der einen Seite und unverbrüderliche Männerfreundschaften auf der anderen Seite ist kennzeichnend für diese sensible Altersphase des Mannes und deswegen ist die Männerjugend zu allen Zeiten leicht beeinflußbar auf ihren Wegen zur Suche nach sinnstiftenden männlichen Identifikationen. Ich erkenne als „Kriegsersatz“ unserer gegenwärtigen Gesellschaft vorzugsweise die Jobausbeutung, die hemmungslose Karrieresucht und ein oft sinnlos gewordener Konsum in Verbindung mit einem Freizeitwahn als Ersatzbefriedigungen bei jungen Männern und sehe hier eine viel größere Gefahr für die Gesellschaft.

Ich sehe in der gegenwärtigen Gesellschaft in unserem Lande überwiegend „Adonis-Verlust“ Männer, deren Lebensführung zur vorzeitigen Abnutzung ihrer körperlichen Ressourcen, ihrer emotionalen Intelligenz und ihrer familiären Präsenz führt. Wenn ich an meinen Alltag denke, Jungen und Männer auf der Straße und im Urlaub beobachte so wundert es mich, warum niemand ein Buch gegen Alkohol, Nikotin, Junkfood und mangelnde Bewegung schreibt, die stillen und gesellschaftlich sanktionierten Killer. Diese zeigen viel deutlicher den bedenklichen Zustand unserer Gesellschaft als die Exzesse von Minderheiten, welche einen spektakulären Buchtitel wie den von Pope hergeben.

In unserer Gesellschaft überwiegt noch immer der untrainierte, schlecht essende Mann, der seine Mitmenschen unterdrückt, es wird zu viel geraucht und getrunken, zu viel Secondhand-Unterhaltung benutzt und sich nicht ausreichend bewegt.

Es ist schon „pervers“, dass man in der Öffentlichkeit mit einem schönen, traininerten Körper heute wie ein Aussenseiter angesehen wird. Die Gesellschaft hat sich offenbar mit dem übergewichtigen, achtlos- lebenden Mann als eine „Normalität“ abgefunden. Dem ist aber nicht so, diese Männer, die heute in unserer Gesellschaft überwiegen, sind alle “ schlecht untersuchte Kranke“ und die Gesellschaft zahlt schon jetzt dafür! Wie konnte es dazu kommen, dass diese „Körperbildstörung“, die eine gefährliche und zahlenmässig viel bedeutendere Dimension in der westlichen Industriegesellschaft hat, als ein paar fehlgeleitete Bodybuilder, sozusagen gar nicht mehr auffällt, dass man zwar Übergewicht störend mag empfinden, die Krankenkassen und andere Interessensgruppen kaum erfolgreiche Programme gegen das Übergewicht starten, dass aber die Psychopathologie dahinter, die gestörte sexuelle und soziale Komponente, eine gesellschaftliche Normalität geworden ist.

Nur eine Minderheit, die allerdings erfreulicherweise wächst, beginnt zu begreifen, daß man die kostbaren Ressourcen der männlichen Jugend benutzen kann zu einer erfolgreichen persönlichen Lebensgestaltung. Nachdem die letzten 50 Jahre eine Befreiung der Frau durch die Bewegung der Emanzipation gebracht haben, beginnt nun auch eine Befreiung des Mannes aus den Zwängen der Staatsgewalt, der Weltanschauung und dem gesellschaftlichen Rollenverständnis, aber auch hier ist wie gesagt Vorsicht geboten gegenüber einer Ausbeutung durch unbarmherzige Wirtschaftssysteme.

Die Befreiung des Mannes aus diesen gesellschaftlichen Zwängen geht einher mit einer zunehmenden individuellen Beschäftigung mit dem eigenen Körper, der nicht mehr nur wie eine Maschine funktionieren soll, der vielmehr ein Gefühl männlicher Präsenz, Stärke und Wohlbefinden darstellen soll. Nach der Befreiung aus gesellschaftlichen Zwängen, der Hinwendung zum eigenen Körper bleibt als dritte sinnstiftende männliche Identifikation die Erektion. An anderer Stelle habe ich ausgiebig über die Kulturgeschichte der Sexualität des Mannes berichtet (s. www.hommage.de).

Was indes Pope und Mitarbeiter beschreiben, ist die Zwangsneurose einer Jugend, die in der kriegslosen Zeit und des wirtschaftlichen Wohlstandes ihre Identifikation nicht finden kann. Vielen Jugendlichen kommt die heutige Zeit sinnentleert vor, religiöse, politische und kulturelle Autoritäten als Vorbilder und Idole gibt es kaum noch, Stars aus der Unterhaltungsszene sind wertlose und vergängliche Versatzstücke.

Kraft und Muskulatur waren immer schon ein dem Mann eigenes Identifikationsmoment, auch Teil des bisherigen männlichen Schönheitsideals. Ganz abwegig halte ich den Gedanken von Pope und Mitarbeitern, daß die Flucht in durch Anabolika verursachte Muskelberge die letzte Hochburg des Mannes sei, in einer Welt da Frauen eine Bastion der Männergesellschaft nach der anderen einnehmen und schon Kampfjets fliegen. Ich kenne kaum einen gesunden jungen Mann dem dies Angst machen sollte, unserer Gesellschaft tat es gut, daß Frauen sich uns nähern und wir uns ihnen, daß Geschlechts- Berufs- und Moralgrenzen fallen die Mann und Frau, aber nicht nur diese sondern auch anders denkende Randgruppen bisher trennten. Adonis war der Liebling der Frauen, weil er dem damaligen griechischen Lebens- und Schönheitsideal entsprach, gleichwohl würden die bisherigen Darstellungen von Adonis nicht mehr dazu ausreichen, ihn z.B. auf dem Titelbild von Men’s Health abzubilden.

Die Bewegung der natürlichen Fitness und des „Natural Bodybuilding“, also ohne Anabolika, hat gezeigt, wie ein schöner, ebenmäßig gebauter männlicher Körper aussehen kann zu dem sich Frauen angezogen fühlen. Training von Herz und Kreislauf verhindert Erkrankungen der Gefäße, wer 2-3 mal in der Woche morgens vor dem Frühstück läuft oder Rad fährt oder sich anders bewegt, wer sein Idealgewicht für optimale Gesundheit pflegt, wer ausreichend und wert ißt, schützt seinen Organismus vor Toxinen, Streßschäden und Alterungsprozessen. In der heutigen Gesellschaft muß Energie nicht mehr im Fett gespeichert werden, sondern der mehr schnelllebige Lebensstil unserer Zeit erfordert eine Speicherung der Energie in Muskulatur und deswegen kommt dem Muskeltraining so große Bedeutung zu, eine gesunde Muskulatur ist unter heutigen Lebensbedingungen die wichtigste Kraftquelle des Mannes. Die Ausführungen von Pope dürfen nicht dazu führen, wenn man das Buch richtig liest, die neue Gesundheits- und Fitnessbewegung des Mannes zu verunglimpfen, was die Autoren wirklich hervorragend beschreiben, ist eine zwangsneurotische Minderheit von Männern, die gleichsam als Kriegsersatz und fehlgeleitete Sinnstiftung ihren Körper umbaut zu imposanten Muskelbergen aus Not, Angst und Haltlosigkeit entsteht das Bild vom „Übermann“ der aber ein Kunstprodukt ist, weil er nur und ausschließlich durch anabole Steroide, also durch den Gebrauch von Drogen zu erreichen ist. Pope und Mitarbeiter haben hier eine ganz genaue Grenzlinie gezogen und zum ersten Mal ist es uns möglich, einwandfrei solche Körper zu identifizieren. Wir finden sie ja nicht nur in zahlreichen Bodybuildingzeitschriften abgebildet als das vermeintliche Ergebnis eines harten Trainings und einer disziplinierten Ernährung, sondern auch in der Werbung und wie Pope und Mitarbeiten zeigen, vor allen Dingen in den USA in Medien welche Jugendliche beeinflussen. Durch die Untersuchungen von Pope und Mitarbeitern können wir nun solche Drogen-manipulierten Körper entlarven. Es kann der Öffentlichkeit und der Jugend gar nicht oft genügt vorgeführt werden, wie solche Muskelprotzkörper entstehen, damit sie schlichtweg nicht mehr akzeptabel sind als „Schönheitsideal“ und Werbemedium. Eine Minderheit „Roided Bodies“ kranker Menschen die ihrem Körper Gewalt antun wird es immer geben, aber der natürlich trainierte Körper ist und bleibt die Meßlatte für Ästhetik, Wohlbefinden und Gesundheit. Auf den Titelbildern von Men’s Health der letzten Jahre kann ich keinen „Roidet Body“ entdecken, die gegenwärtigen Models von Calvin Klein, Guess, Prada und anderen zeigen eher auch eine Abkehr vom „Super Muscle Hypermale“ an, es gibt keinen allgemeinen Trend zur „Bigorexie“ zur männlichen Sinnstiftung durch extreme Muskelmasse, wie die Autoren uns Glauben machen wollen. Während man Tom Cruise und Brad Pitt noch ansieht, daß sie dem muskelbetonten Körperideal nachstreben, so kann man dies bei Leonardo Di Caprio und anderen Jungstars auch hierzulande nur begrenzt erkennen.

Zum Schluß noch ein Wort der Entspannung für diejenigen die nicht glauben, daß körperliche Attraktivität ein erstrebenswertes männliches Lebensziel sei:

In der Ausgabe vom 06. Juli von Nature beschreibt Robert Brooks, daß die sexuelle Attraktivität bei männlichen Guppies erkauft wird mit verminderter Fitness und häufigeren Genschäden bei den ebenfalls attraktiven Söhnen, die dadurch aber weniger lebensfähig sind, zum Glück wissen wir noch nicht, ob dies bei Menschen auch so ist.

Europäische Pharmahersteller, vorzugsweise in Deutschland, Holland und Spanien sind die Hauptproduzenten von illegalen Anabolika und Hormonen, zumindest bei einem deutschen großen Pharmakonzern dürfte die Herstellung von Testosteron für den Schwarzmarkt des illegalen Dopings deutlich die Anzahl der Ampullen übersteigen, die auf Anordnung eines ärztlichen Rezeptes hergestellt werden. Es ist ziemlich scheinheilig, daß sich eine Gesellschaft über diesen Drogenmißbrauch erregt, den Vertrieb dieser Substanzen im eigenen Lande aber duldet. Nachdem Pope und Mitarbeiter uns nun gezeigt haben, wie man Drogen-manipulierte Körper leicht identifizieren kann, wäre es wahrscheinlich sinnvoll, Anabolika kontrolliert über ärztliche Rezepte abzugeben und den Schwarzmarkt zuzumachen, wenn es dafür durch die Allgegenwart des e-commerce im Internet nicht schon unmöglich geworden ist.

Mit Sorge beobachte ich, dass die neuen Form von Testosteron als Gel in grossen Mengen überall ohne Rezept bezogen werden kann. Da wird sicher ein grosses Problem auf uns zukommen, dessen Dimension das des Ampullenhandels bei weitem übersteigt . Die Hersteller werden wieder nichts Ernsthaftes unternehmen, um nachzuweisen, dass ihre Medikamente nur auf Rezept abgegeben werden. Der Staat wird wieder zusehen, Kommissionen ernennen, die in naiver Unkenntnis von Training wieder warnen und warnen und neben dieser Welt der Scheinheiligkeit blüht der eigentliche Markt.

John von Düffel hat in seinem Buch:
EGO
Den neuen“ Männerwahn“ schön ironisiert

Unser  Buch:
“ABSOLUT FIT“
hilft jedem zu einem gesunden trainierten Körper ohne die Angst vor allzu neurotischem Umgang mit sich selbst, John von

PROSTATA KREBS

Dieser Artikel enthält:
Einleitung
Auslösende Mutationen für Prostatakrebs
Wann haben manche Männer ein hohes DHT in ihrer Prostata?
Der Mann, sein Prostatakrebsrisiko, sein Erbe und seine Hormone
Literaturverzeichnis

Einleitung

Prostata Krebs (PK) ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes (Makridakis et. al Lancet 1999 Sep 18;354(9183):975-8), ähnlich wie beim Brustkrebs der Frau, besteht eine deutliche hormonale Abhängigkeit des PK von den Sexualhormonen.

Ob Östrogene bei der Frau und Androgene beim Mann Brust- respektive Prostatakrebs auslösen ist unklar; generell gilt, daß Hormone Tumore nicht entstehen lassen können, daß Tumore vorzugsweise durch begünstigende genetische Polymorphismen (Krankheitsrisiko) oder krankheitsauslösende Mutationen (direkte Erbschäden, die zum Tumor führen) ausgelöst werden können. Neben diesen angeborenen (genomischen) Tumorauslösern, gibt es noch erworbene Genschäden, die man im Laufe des Lebens erwirbt (somatische Mutationen) (Kinzler KW, Vogelstein B.. Nature 1997; 386: 761-763; und Hesch RD, Kenemans P. Br J Obst Gynaecol 1999 Oct, 106:1006-1018.). Eine bestimmte Zahl von ererbten und erworbenen Genschäden kann an sich Krebs entstehen lassen, wenn man lange genug lebt.

Neben dem Erbgut spielt aber auch das Leben selbst, die Biographie, der Lebensstil, ein Rolle.

Ob ein ererbtes Tumorrrisiko zum Tumor führt oder nicht, ist nicht nur Schicksal, sondern auch abhängig vom Leben eines Menschen; Gene, normale, aber auch tumorauslösende, Risikogene müssen an- und abgeschaltet werden (Genexpression); über diesen Schaltprozessor entscheidet jeder Mensch mit, sein Lebensstil beeinflußt die Steuerung (Regulation der Genexpression).

– Kann man tatsächlich sein Turmorrisiko beeinflußen? Die Antwort ist: ja.
– Kann man tatsächlich Tumor durch sein Verhalten auslösen? Die Antwort ist: ja.
– Kann man tatsächlich Krebs durch Verhalten, durch Lebensstil verhindern: Die Antwort ist: ja.

Auslösende Mutationen für Prostatakrebs

Vor kurzem konnte gezeigt werden, daß eine Mutation im Gen der alpha-Reduktase zu erhöhtem Prostatakrebsrisiko führt (mehr als 39000 Männer starben 1998 in den USA, 50100 in den EG-Ländern im Jahre 1990 und diese Zahl ist ansteigend). Wie geht das?

Das Hodenhormon Testosteron (T) ist das wichtigste männliche Hormon allgemein. Für spezifische Wirkungen wird es aber im Körper weiter verarbeitet und chemisch modifiziert. T ist also im „Rohling“, der den „Mann“ überhaupt ausmacht. Die Feinwirkung wird aber oft dadurch erreicht, daß in bestimmten Organen aus dem Rohling spezielle Botenstoffe gezimmert werden; dies geschieht durch Enzyme; das sind Eiweißstoffe, die unsere körpereigenen Informationsboten durch chemische Änderung mit bestimmten Eigen- und Botschaften aussstatten. In der Prostata macht das Enzym 5-alpha-Reduktase 5A2 (SRD5A2) aus T den Hormonboten Dihydrotestosteron (DHT). Nun hat sich gezeigt, daß in Prostatagewebe, in welchem viel DHT gebildet wird, häufig PK entsteht. DHT ist also in der Lage, eine „Veranlagung“ zu PK so zu beschleunigen, daß dieser früh beim Risikoträger auftritt, DHT „dreht“ also Krebsrisikogene an, die sonst „schlummern“ würden.

Wann haben manche Männer ein hohes DHT in ihrer Prostata?

Das Gen, welches seinerseits das Enzym SRD5A2, also das Enzym, welches aus T das DHT entstehen läßt, reguliert, kommt mit unterschiedlichen Geneigenschaften. An bestimmten Stellen der Abfolge des Erbmaterials (DNS) treten bestimmte Genbausteine auf, welche die Aktivität des Enzyms steigern. Eine solche Mutation wurde von Makridakis et. al (Lancet 1999 Sep 18;354(9183):975-8) beschrieben. An der Stelle 49 in der DNS-Sequenz des Gens findet sich ein Threonin anstatt Alanin (A49T). Die Aktivität ist gesteigert, in der Prostata entsteht mehr DHT, Prostatakrebs entsteht häufiger (etwa 5xhäufiger) als bei Männern, welche diese Genausstattung nicht haben.

Daß dies Sinn macht, zeigt eine weitere Untersuchung von Makridakis et. al. (Cancer Res 1997 Mar 15;57(6):1020-2), in welcher gezeigt wurde, daß eine Genänderung an einer anderen Stelle (V89L) zu einer verminderten Aktivität der Reduktase führt, aus T entsteht weniger DHT und – so hätte man es erwartet, – bei diesen Genträgern findet sich weniger Prostatakrebs.

Halten wir also fest:
DHT kann das Risiko für Prostatakrebs erhöhen, wenn seine Konzentration in der Prostata erhöht ist und es dadurch Krebsgene anschalten kann, niedriges DHT schützt vor PK.
DHT entsteht aus T in der Prostata durch das Enzym 5-alpha Reduktase (SRD5A2), Untertyp 2
SRD5A2 kommt in mehreren Formen vor, eine bestimmte Gensequenz (A49T) führt zu hohem DHT und (V89L) zu niedrigem DHT.

Der Mann, sein Prostatakrebsrisiko, sein Erbe und seine Hormone

Beim älter werdenden Mann läßt die T-Produktion des Hodens immer mehr nach (siehe www.zfbm – Androgemangel: Mann oh Mann). Man würde gerne und großzügig – wie bei der Frau mit weiblichen Hormonen, – beim Mann einen T-Mangel mit T substituieren, d.h. den Hormonmangel ersetzen. Alle Experten sind sich einig, daß dies nützlich ist, es geht dem Mann besser, er hat eine höhere Lebensqualität, fühlt sich stärker, hat mehr Muskel, weniger Fett, ein gesundes Gefäßsystem und eine befriedigende Sexualität. Aber: alle haben Angst vor Prostatakrebs, so wie alle Angst bei Östrogenen vor Brustkrebs haben: zu Recht! Wie können wir dieses Problem anfangen zu lösen?

– Wir müssten bei jedem Mann feststellen, ob er vermehrt aus T das gefährliche DHT macht:
– Hierzu stimulieren wir die T-Produktion und messen wieviel DHT entsteht, nebenbei kann man durch Messung von Estradiol gleich die Aktivität der Aromatase bestimmen und damit beide Umwandlungswege von T feststellen.
– Wir bestimmen bei jedem Mann, der T als Hormonersatz bekommen soll, die Mutation im SDR5A2-Gen (A49T) als Risiko und (V89L) als Schutz.

Bei Männern mit einer Risikomutation, die aber Testosteron für ihr Wohlbefinden, ihre Organgesundheit und ihre Sexualität benötigen, kann mit dem SDA5A2-Hemmer, Finasterid- der ja schon im Alltag gegen Haarausfall benutzt wird: Propecia, – die Umwandlung von T zu DHT gehemmt werden. Diese Strategie ist Gegenstand des „Prostata Cancer Prevention Proposal“ (Eur. Urol. 1999, 35 (5-6): 544-7).

Bei Männern mit niedrigem DHt und der Mutation (V89L) nehmen wir kein vermehrtes Risiko für Prostatakrebs an, ihnen kann T substituiert werden, ohne weitere Vorkehrung, außer daß PSA regelmäßig bestimmt werden soll, um PK aus anderer Ursache zu erkennen. Auch sollte man bei ihnen nach Mutationen im Androgenrezeptor fahnden, da es Polymorphismen gibt, die auch hier risikoerhöhend sind. Hier müßen aber weitere Untersuchungen noch erweisen, nach welchen Polymorphismen und Mutationen wir suchen müssen.

Prof. Dr. med. R.D. Hesch

Literatur:
Association of mis-sense substitution in SRD5A2 gene with prostate cancer in African-American and Hispanic men in Los Angeles, USA.
Makridakis NM, Ross RK, Pike MC, Crocitto LE, Kolonel LN, Pearce CL, Henderson BE, Reichardt JK. Lancet 1999 Sep 18;354(9183):975-8.
A prevalent missense substitution that modulates activity of prostatic steroid 5alpha-reductase.
Makridakis N, Ross RK, Pike MC, Chang L, Stanczyk FZ, Kolonel LN, Shi CY, Yu MC, Henderson BE, Reichardt JK. Cancer Res 1997 Mar 15;57(6):1020-2.
Prostate Cancer Prevention Trial (PCPT) update.
Coltman CA Jr, Thompson IM Jr, Feigl P. Eur Urol 1999:35(5-6):544-7.
Kinzler KW, Vogelstein B. Cancer-susceptibility genes. Gatekeepers and caretakers. Nature 1997; 386: 761-763.
Hormonal prevention of breast cancer: proposal for a change in paradigm.

KOGNITION, MENTALES TRAINING UND
GEHIRNSCHUTZ

Prof. Dr. Dr. h. c. Konrad Beyreuther
Direktor, ZMBH, Universität Heidelberg

Für die Lebenserwartung des menschlichen Individuums wird der Funktionsverlust des Gehirns als limitierender Faktor angesehen (David Mahoney, Richard Restak, THE LONGEVITY STRATEGY – How to Live to 100 Using the Brain-Body Connection, John Wiley & Sons, New York, 1998). Der Verlust an Nervenverbindungen und Nervenzellen ist das dramatischste Merkmal des Alterns unseres Gehirns, des pathologischen Alterns und der neurodegenerativen Erkrankungen. Allein die häufigste alterns-assoziierte neurodegenerative Erkrankung, die Alzheimer Krankheit, wird laut Statistik bei jedem Fünften über 80 Jahre, jedem Zweiten über 95 Jahre und bei 88-100 Prozent der über 100Jährigen diagnostiziert.

Wie können wir unser Altern so kontrollieren, dass Gehirnschutz resultiert? Der Begriff des Alterns wird von Biogerontologen (Richard A Miller, 1999. Kleemeier Award Lecture: Are There Genes for Aging? J Gerontology 54A: B297-307) auf zweierlei Weise gedeutet. Das eine Lager ist der Ansicht, dass der Begriff Altern überhaupt keine Bedeutung habe. Die andere Gruppe, zu der der Referent sich zugehörig betrachtet, schlägt folgende Definition vor: Altern ist der Prozess, der gesunde, d.h. im biologischen Sinn fitte Erwachsene in gebrechliche Erwachsene verwandelt, deren Risiko für alterns-assoziierte Krankheiten, Verletzungen und Tod stetig ansteigt. Der Übergang vom gesunden zum alternden Menschen wird von Gerontogenen kontrolliert. Diese Gene zu identifizieren stellte sich als eine große Herausforderung für die Wissenschaftler heraus, denn Altern kann derzeit nicht gemessen werden. Was jedoch gemessen werden kann, ist die Lebenserwartung, wie lang eine Spezies durchschnittlich lebt. Es ist daher verständlich, dass ein solcher Parameter wie Lebenserwartung und damit die diese kontrollierenden Gerontogene hauptsächlich in kurzlebigen Spezies, wie der Fruchtfliege Drosophila melanogaster (80 Tage Lebenserwartung), dem Rundwurm Caenorhabditis elegans (21 Tage Lebenserwartung) oder der Maus mus musculus (850 Tage Lebenserwartung) untersucht wurden. Das Ergebnis ist überraschend. Es gibt nur drei Gruppen von Genen, die offensichtlich lebensverlängernd wirken und alle Drei stehen unter unserer Kontrolle:

1. Gene, die direkt oxidativen Stress reduzieren (SOD, Katalase).
Extra Kopien dieser Gene führen bei Drosophila zur 1,5fach erhöhten Lebenserwartung von 120 Tagen. Werden diese Gene inaktiviert, wird die Lebenserwartung z.B. von Rundwürmern drastisch verkürzt. Die Mimikry dieser Gene wird Antioxidantien wie u. a. Vitamin C (200 mg/Tag), Vitamin E (400 mg/Tag) und dem Spurenmetall Selen (0,1 mg/Tag) zugeschrieben (http://www.beeson.org/livingto100/).

2. Gene, die den Energieverbrauch regulieren (von Insulin regulierte Gene).
Reduzierter Energieverbrauch durch Ausschalten von age Genen beim Rundwurm verdoppelt deren Lebenserwartung. Kalorische Restriktion, d.h. die Reduktion der Kalorienaufnahme um 30-40 Prozent führt zu einer Verlängerung der Lebensspanne bei der Bäckerhefe Saccharomyces cerevisiae, dem Rundwurm C. elegans, der Fruchtfliege D. melanogaster und bei fast allen Mäuse- und Rattenstämmen. Auch bei Primaten (Rhesusaffen) werden die Charakteristika der Kalorienreduktion, wie reduzierte Blutglukose und Insulinspiegel, erhöhte Insulinempfindlichkeit und erniedrigte Körpertemperaturen, beobachtet. Ob Rhesusaffen durch kalorische Restriktion auch eine höhere Lebenserwartung als die von 40 Jahren zeigen, wird 40 Jahre nach Beginn der Experimente, d. h. nach dem Jahr 2020 zu erfahren sein. Langlebigkeit, Metabolismus, Fertilität und möglicherweise die Antwort auf Kalorienreduktion scheinen über einen Insulin-ähnlichen Regulationsweg vom Rundwurm bis zum Säuger verbunden zu sein.
Optimaler Energieverbrauch kann mit dem BMI (Body Mass Index: kg/m2 = Körpergewicht in kg geteilt durch Größe in Metern im Quadrat), dessen Idealwert bei 25 liegt (underweight: 10-18,5; healthy: 18,5-25; overweight: 25-30; obese:>30; very obese: 40-60)entlichte Studie zeigte, dass von 17 Menschen, die 100 Jahre überschritten hatten, fünfzehn die Kriterien für die Diagnose Alzheimer Krankheit erfüllten. Die übrig gebliebenen zwei Zentenarien konnten aus physischen Gründen nicht der Diagnoseprozedur unterzogen werden. Dass die Alzheimer Krankheit prinzipiell besiegbar sein und eine wirkungsvolle Therapie, ja sogar Heilung möglich sein könnte, haben kürzlich Impfstudien an Mäusen, die Alzheimer Plaques bilden, gezeigt. Denn wurden junge Mäuse gegen die zerstörerischen Amyloid Plaques geimpft, konnte deren Bildung verhindert werden. Bei Mäusen mit Amyloid Plaques im Gehirn verschwanden die meisten Plaques nach mehrfacher Impfung. Gelänge beides beim Menschen, käme dies theoretisch einer Heilung gleich, vorausgesetzt, die Behandlung erfolgte vor Ausbruch oder in frühen Stadien der Krankheit. Heilung deshalb, weil die Bildung neuer Plaques etwa dreißig Jahre dauern würde. Der bei den Mäusen so erfolgreiche Impfstoff wurde bereits einer kleinen Zahl von mild bis moderat Erkrankten einmalig verabreicht, um mögliche Nebenwirkungen feststellen zu können. Da diese ausblieben, werden noch in diesem Jahr Mehrfachimpfungen an mehr Patienten in England durchgeführt, um Fragen nach der Sicherheit der Vakzine auszuloten, bevor weitere Untersuchungen möglich sind. Es wird jedoch noch mehrere Jahre dauern, bis gezeigt werden kann, ob der vielversprechende neue Ansatz der Impfung sicher ist, die Ergebnisse der Tierexperimente auf den Menschen übertragbar sind und ob tatsächlich die Eiweißverklumpungen die Probleme in den Gehirnen der Alzheimer Patienten produzieren.

Für die Therapie der Zukunft stelle ich mir daher die Kombination der heute bereits möglichen Substitution von Nervenzell-Botenstoffen (Neurotransmittern) mit weiteren Medikamenten oder einer Impfung vor, die die Amyloidproduktion betreffen. Für Therapie und Prävention gleichermaßen geeignet wäre eine Kombination von spezifischer Diät mit einem Cholesterinsynthesehemmer, mit dem bereits erwähnten Hormon Estrogen oder Estrogenagonisten, Antioxidantien, Entzündungshemmern und Anti-Amyloid-Medikamenten bzw. Impfung. Welche Änderung der Lebensgewohnheiten (Diät) und welche medikamentösen Strategien zum Einsatz kommen, hängt vom individuellen genetischen Profil ab, das zu bestimmen wäre.

Altern ohne Alzheimer, ein realistischer Traum im kommenden Jahrtausend, ein Prinzip Hoffnung für unsere alternde Gesellschaft mit heute bereits 1,2 Millionen Alzheimer Kranken? Ist dies ohne prädiktive Genetik denkbar, ohne den Blick in die eigene Zukunft, ein Fenster, das in diesem Jahrtausend erstmalig in der Geschichte der Menschheit geöffnet werden könnte? Fragen, von deren Beantwortung die Perspektiven für eine Gesellschaft abhängen könnte, deren Bürger in wenigen Jahrzehnten eine Lebenserwartung von 100 Jahren erreichen könnten, ein Alter, bei dem heute das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, nahezu die 100 Prozent Marke erreicht.

MEN’S HEALTH

Kulturgeschichte der Sexualität des Mannes
Kulturgeschichtliches zum Rollenverständnis von Mann und Frau
(R.D. Hesch)

Nach einer Fernsehsendung im Süddeutschen Rundfunk,
einem Vortrag auf dem Internationalen Bodenseesymposium
und dem Internationalen Andrologietraining

Dieser Artikel enthält:
Die „Geschichte“ des Mannes, Physiologisches zum Rollenverständnis
Tabuisierung der Frau
Gewalt gegen sich selbst
Gewalt gegen Andere
Physiologie der männlichen Sexualität
Die Rolle der männlichen Sexualität in unserer Gesellschaft, erektionsfördernde Prinzipien
Die Kontrazeption der Frau als Akt der Selbstbefreiung
Die Bedeutung erektionsfördernder Medikamente für die männliche Sexualität
Bedeutet die Einnahme von Viagra einen Rückschritt?
Bedeutet die Verwendung von Viagra für Frauen ein Mehr an zwanghafter Sexualität durch erektionsenthemmte Männer?
Fördert Viagra die (gemeinsame) Sexualität im Alter?
Ausblick

Kulturgeschichtliches zum Rollenverständnis von Mann und Frau

Die Geistes- und Kulturgeschichte der westlichen Gesellschaft ist fast ausschließlichen vom männlichen Einfluß geprägt. Erinnert sei, um nur einige Namen zu nennen, an Sokrates, Platon, Aristoteles, Paulus, Augustinus, Thomas, Luther, Kopernikus, Galilei, Bacon, Decartes, Newton, Locke, Hume, Kant, Darwin, Marx, Nietzsche, Freud. Auch die religiöse Basis, auf der sich alles entwickelt hat, ruht auf Männern:
Jesus, – dessen Leben und Wirken allerdings kaum noch etwas mit dem Macht- und Verwaltungsapparat zu tun hat, zu dem sich die katholische Kirche weltweit aus der Interpretation des Lebens Jesu entwickelt hat. Mohammed,- wobei der Islam in ähnlicher Weise wie die große christliche Kirche das Leben der Menschen und die Sexualität zur Machtausübung tabuisiert hat. Vorgezeichnet war diese Entwicklung schon im Alten Testament, zitieren wir Coolsaet:
„In der Genesis heißt es: „Gott schuf sie als Mann und Frau, zur Frau „sagt Jahwe: Deine Begierde wird dem Mann gelten und er wird Dich beherrschen.
Das ist klare Sprache von Männern. Interessanterweise kam die klare Trennung zwischen den Geschlechtern und all das, was direkt oder indirekt mit Sex zu tun haben könnte erst nach dem Exodus der Juden zustande. Der Vater durfte sich nicht länger dem Sohn nackt zeigen, der Penis durfte beim Wasserlassen nicht mehr angefaßt werden und so weiter. Zudem waren die Juden damals davon überzeugt, daß die Frau nur eine Art Brutkasten sei.. Im Christentum, das hier eine Fortsetzung der Judentum ist, spitzte Paulus die Lage noch ein wenig zu. Er predigte so viel wie den Verzicht auf Lust und Genuß. Die Lust wurde mit dem Satan gleichgesetzt. Der Koitus war nur ein Auftrag zur Fortpflanzung. Das ging soweit, daß, wenn keine Fortpflanzung mehr nötig oder erwünscht war, Kastration als Mittel zum Zweck akzeptiert wurde, im Geiste Gottes zu leben ,- in der sog,. Josefsehe“.
Man braucht sich also nicht zu wundern, daß viele Männer immer noch Kastrationsängste haben. Freud hat diese zwar mit dem Oedipuskomplex erklärt, die Urangst des Mannes ist aber wesentlich gestiftet von Paulus., dessen „Thesen bis auf den heutigen Tag nicht zu unterschätzenden Einfluß auf die Haltung der Christen und er kirchlichen Hierarchie, auf die Sexualität haben. Der war Teufelswerk. Die Folgen einer solchen These waren für viele Jahrhunderte erschreckend. Im 7. Jahrhundert beschloß das Konzil von Soisson, mit überwältigender männlicher Mehrheit, daß Frauen die Seele eines Tieres haben“.
So tief mußte die verängstigte Männerwelt der ehelosen Kirchenfürsten die Frau erniedrigen, um ihre heterosexuelle Unfähigkeit zur Lehre werden zu lassen.
„Die Dominanz des Phallus ist in der römisch- katholischen Kirche tief verwurzelt. Dazu kommt noch der Sündenfall: Auch hier ist der Sex das Böse und wieder die Frau die Hauptschuldige. Man kann sich kaum vorstellen, welche sinnlosen Schuldgefühle ein solches Konzept zur Folge hatte.“

Diese Unterdrückung der Frauen hat nichts damit zu tun, daß Frauen weniger intelligent sind; Richard Tarnas sieht darin etwas Archetypisches, das wahrscheinlich schon vor den großen Religionsstiftungen bestand.
„Das männliche Element war allgegenwärtig und dominant, die Gattung Mensch ist in männlichen Worten weltweit ausgedrückt; der Mensch der westlichen Welt, ein prometheischer Held, der immer nach Freiheit und Fortschritt für sich selbst strebte und dabei im Grunde versuchte, sich von dem bergenden Zusammenhang, der ihn hervorgebracht hatte, abzugrenzen und ihn unter Kontrolle zu halten. Diese männliche Prädisposition war, wenngleich weitgehend unbewußt, nicht nur charakteristisch, sondern zentral und wesentlich für den Werdegang des westlichen Geistes.

Die treibende Kraft dieser Entwicklung war der heroische Impuls, durch den Abschied von der ursprünglichen Einheit mit der Natur ein autonomes und rationales Selbst zu schaffen. Die fundamentalen religiösen, wissenschaftlichen und philosophischen Perspektiven der westlichen Kultur wurden von diesem dezidiert männlichen Element geprägt. Beginnend vor 4000 Jahren mit dem Sieg über die matriarchalischen Kulturen in Griechenland und in der Levantine, sichtbar in der den Westen durch den jüdisch – christlichen Einfluß seither beherrschenden patriarchalischen Religion, in der rationalen Philosophie und in der objektivistischen Wissenschaft. Alles dient der Schaffung des unabhängigen individuellen Ichs als Idealbild des Menschen. Um dies zu erreichen, mußte der männliche Geist offenbar den weiblichen unterdrücken. Stets beruhte die Herausbildung des westlichen Geistes auf der Verdrängung des Weiblichen, der Verdrängung des undifferenzierten einheitlichen Bewußtseins, der participation mystique mit der Natur, der fortschreitenden Negation der Anima mundi, der Weltseele, der Gemeinschaft des Seins, des Allumfassenden, von Mysterium und Vieldeutigkeit, Phantasie, Gefühl., Instinkt, Körper, Natur und, vor allem – Frau:
Verdrängung von allem, was das Männliche projizierend als „das Andere“, das Neutrum identifizierte.
Wir werden zeigen, daß diese Verdrängung vorzugsweise aus der Angst des Mannes vor der Frau resultiert, woraus diese Angst gespeist wird und wozu sie führt.

Aber diese Trennung von Männlichem und Weiblichem weckt zwangsläufig die Sehnsucht nach dem Verlorenen. Und diese Sehnsucht nach dem Verlorenen erreicht ihren Höhepunkt genau in dem Moment, in dem das männlich – heroische Streben in Gestalt des spätmodernen, in seiner absoluten Isolation alle bewußte Intelligenz im Universum für sich beanspruchenden Geistes sein letztes Extrem erreicht hat: Der Mensch allein ist ein bewußtes intelligentes Wesen, der Kosmos hingegen blind und mechanistisch, Gott scheint tot. Der Mensch befindet sich in einer existentiellen Krise: Ein einsames, sterbliches und bewußtes Ich in einem völlig sinnlos und unzugänglichen Universum, das sich außerdem noch in einer psychischen und ökologischen Krise befindet. Diese Krise des modernen Menschen ist ganz wesentlich eine männliche Krise.

Wie Jung vorhergesagt hat, erlebt nun aber seit geraumer Zeit die zeitgenössische Psyche einen epochalen Wandel, eine Versöhnung der beiden großen Polaritäten, eine Vereinigung der Gegensätze, eine “heilige Hochzeit“ zwischen dem lange dominierenden, jetzt aber entfremdeten Männlichen und dem lange unterdrückten, jetzt aber aufstrebenden Weiblichen“ (Tarnas).
Wir sind sicher, daß es zu einem kulturgeschichtlichen Wandel der Biologie des Mannes kommen wird und genauso so wie die Pille die Frau aus der sexuellen Abhängigkeit des Mannes befreit hat, werden erektionsfördernde Mittel den Mann aus der Angst vor dem Versagen angesichts der Frau befreien.

Die „Geschichte“ des Mannes, Physiologisches zum Rollenverständnis

Die Geschichte des Mannes ist eine Geschichte der Versagensangst. Die sexuelle Erregung des Mannes mündet in der Erektion; diese ist ein äußerst labiles Geschehen; ihr Auftreten unterliegt kaum dem Willen, sondern hängt ab von der sexuellen Erregung. Diese ist ganz wesentlich das Ergebnis von komplexen Abläufen in unterschiedlichen Gehirnarealen, die zusammenspielen müssen. Hier hat das männliche Hormon Testosteron seine wesentliche Funktion. Sinnliche Eindrücke (Lust und Liebe) und körperliche Bereitschaft (Physiologie des Penis) müssen zusammenwirken, damit die Erketion zustande kommt und „aufrechterhalten“ (im wahrsten Sinne des Wortes) werden kann. Der Vorgang der Erektion ist ein wesentliches, wenn nicht das sinnstiftende Identifikationsmoment in der Biographie eines jeden Mannes. Das Erlebnis des Versagens hierbei ist das fundamentale Trauma in der Biographie des Mannes.
Ich bin der Meinung, daß für die westliche bestimmte Weltgeschichte die Menschheits,- d.h. Mannbegleitende Kulturgeschichte der Versagensangst des Mannes eine, wenn nicht die bedeutendste bisher nicht ausreichend gewürdigte Ursache von Gewalt, Vernichtung und Genozid ist.
Coolsaet sagt:
„Die Grundtendenz ist zweifellos die Angst vor der Frau („Der Mann an sich ist fundamental bange. Er fürchtet sich vor Frauen“, Bo Coolsaet: ZEIT 25,1998, 74).), vor ihr, die verführt und verschlingt“.

Weiter sagt Coolsaet:
„Die Frau wird unbewußt als von Natur aus dominant empfunden, sie muß also um jeden Preis, notfalls mit Gewalt und Unterdrückung, selbst beherrscht werden. Sexualität, sagt Augustinus, bedeutet die Vernunft zu verwerfen. Deshalb war die die Vorstellung einer idealen, unbefleckt – empfangenden, sozusagen sexlosen Mutter in der Person der Jungfrau Maria notwendig,“, um die Angst vor der Frau endgültig loszuwerden. Diese konnten dann auch die Kleriker angstlos verehren, die normale Sexualität wurde zur unwürdigen Ausnahme tabuisiert und der Moralkontrolle unterworfen, da war sie dann wieder die Angst vor der normalen Lust.

Aus der Versagensangst aber vor der sanfteren Sexualität der Frau, die keinerlei demonstrativen Charakter hat, aus dieser Versagensangst sind zwei verhängnisvolle Entwicklungen entstanden, die Tabuisierung der Frau und die Surrogatentwicklung.

Tabuisierung der Frau

Schon früh im Rahmen der Entwicklung von patriarchalischen Gesellschaften ist es durch die Besetzung der Frau mit Angst zu einer Tabuisierung der Frau gekommen. Nach der Tabuisierung war es dann das Recht des gestörten Mannes, das Tabu zu durchbrechen und zwar mit auch Gewalt, „ die Frau sei dem Manne untertan“, eine Lizenz zur Gewalt, Gewalt beherrscht immer wider die Sexualität von Männern bis in unsere heutigen Tage.
Sexualität als Tabubruch bis hin zur Unterdrückung der Frau über Jahrhunderte (Verbringen ins Kloster), bis hin zur Vergewaltigung als Tabubruch, Erniedrigung (Beschneidung in Afrika und Arabien, heute ein Problem, das neben AIDS zur höchsten Sterblichkeit der Frau in Afrika durch Depression führt wie der neuste UNO- Bericht herausstellt), ferner Ausschluß aus der Gesellschaft (das Wahlrecht haben die Frauen in westlichen Gesellschaften erst seit kurzer Zeit), am schlimmsten ist der Gewaltsex erwachsener Männer durch Vergewaltigung

Testosteron und Herzinfarkt

Nur wenige Themen werden in der Medizin streitbarer diskutiert, wie die Östrogensubstitution bei Frauen und Testosterongaben bei Männern. Aus den Diskussionen der „wissenschaftlichen“ Literatur konnte man immer wieder lernen, dass eine identische Datenlage zu entgegengesetzter Interpretation führen kann und, dass Datenlagen unstimmig gewonnen wurden.Letzteres trifft sicher für die mit großer Publizität gerade veröffentliche he Studie von Finkle und Mitarbeitern in PlosOne vom 24.1. 2014 (http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0085805).
Die Studie ist umfangreich angelegt und umfangreich statistisch ausgewertet und breit publiziert. Ich war zunächst äußerst beeindruckt von den Ergebnisse, die mich auch persönlich betroffen machten, habe ich doch seit 20 Jahren den Hormonersatz bei Männern mit niedrigen Testosteron empfohlen. Ich tat das allerdings unter strenger Maßgabe von sorgfältig erhobenen Daten und Kontrollen, über die ich auf meiner Website ausführlich eingegangen bin. Trotzdem beunruhigte mich auch selbst ein mögliches Risiko von Herzinfarkt im Zusammenhang mit der Hormonbehandlung beim Mann ganz unabhängig von Indikation und Kontrollen.

 

Als ich die Finkle- Studie dann aber genauer „ unter die Lupe“ nahm, kamen doch erhebliche Mängel hervor.

Die Indikation, warum überhaupt Männer unter 65 Jahren und solche über 65 Jahren mit schon vorbestehender koronarer Herzerkrankung Testosteron bekamen ist nicht aufgeführt. Es wurde keine Blutwerte über den Hormonstatus, Blutbild, Hämatokrit, Fettstoffwechsel und Prostata – PSA mitgeteilt, weil sie wohl gar nicht erhoben oder nicht mit publiziert wurden. Die geschieht ja leider oft, wenn man einen Studie in eine bestimmte Richtung interpretieren will, wie das auch bei der Women`s Health Studie passiert ist, deren beunruhigende Ergebnisse man später mit relevanten Daten korrigieren musste.

Es wurden Männer untersucht, denen Testosteron offenbar aus „Lifestyle“- Gründen verordnet wurde und das sog,“ Kontrollkollektiv“ war genauso ungenügend, denn es bestand aus Männern, denen erektionsfördernde Medikamente wie Viagra verordnet wurden. Das ist nun absolut unhaltbar als wissenschaftliches Vorgehen.

Die Studie besticht mit einer methodisch sehr exakten Datenauswertung und deswegen irritiert sie zu Anfang so, denn sie kommt sehr seriös wissenschaftlich daher wie das oft bei US – amerikanischen Studien der Fall ist. Die amerikanische Wissenschaft ist extrem auf sorgfältige statistische Designs und deren Schlussfolgerungen getrimmt, und dort hat sie ein sehr hohes Niveau, das europäischen Studien lange Zeit fehlte.

Nur ist Medizin eben nicht oder nicht nur „evidence – based“ Analytik, als was sie uns speziell aus USA lange Jahre vorexerziert wurde. In einer kontroversen Pro/Kontra Diskussion mit dem WHO Repräsentanten der „evidence – based medicine“ vor einigen Jahren in Bregenz habe ich ziemlich überzeugend die wissenschaftlich Substanz der „evidence- based medicine „ kritisch in Frage gestellt Daraus ist in jüngster Zeit , die von mir vor ebenfalls einigen Jahren mit anderen postulierte „individuum- based medicine“ nun auch international entstanden.

Die Arbeit von Finkle „blendet „ genau so, denn wieder wird die Auswertung bewertet und nicht der Eingang in die Studie. Der ist aber wichtig, wenn man Menschen und Patienten untersucht denn so beginnt wissenschaftlich korrekte Medizin,- am Menschen.

Weder die Dosis der Verschreibung von Testosteron, dessen Kontrolle an die ausgewählten Männer noch das Kontrollkollektiv halten einer wissenschaftlich haltbaren Analyse stand.

Das ist sehr bedauerlich, denn alle Männer hätten gerne Klarheit, was denn nun für sie gut oder eben nicht ist. Nun sind wir in genau die gleiche Situation wie die Frauen mit ihrer weiblichen Hormonbehandlung gekommen, verunsichert durch nicht eben brauchbare Studien und deren Propaganda durch die Presse, die ja immer alles aufbauscht, bis niemand mehr klar sieht.

Wie bei den weiblichen Hormonen muss eine fundierte wissenschaftliche Studie her, aber die führt eben niemand durch, weil das finanzielle Interesse schon aus patentrechtlichen Gründen niemand hat.

Für mich ist es schwer immer wieder gegen nicht gut gemachte Studien „anzurennen“. Ich kann aber an dieser Stelle wiederholen, dass es Abraham Morgenthaler, aus Boston hat Studien über 2o Jahre zusammengetragen, die zeigen, dass ein niedriges Testosteron ein kardiovaskuläres Risiko für den Mann hat,- also genau das Gegenteil und so Landa:

Am 4.2.2014 hat Jen Landa, http://www.huffingtonpost.com/jen-landa-md/testosterone-therapy_b_4709168.html diskutiert, wie die Studienlage nach der Finkle Studie zu bewerten ist und er fasst zusammen: „Testosterone Therapy Does Not Cause Heart Attacks“. Und er beschreibt erneut die zahlreichen gesundheitsfördernden Effekte von Testosteron, die auch beschrieben habe.

Ich bin nach wie vor der Meinung dass zur gesundheitsfördernden Verordnung von Testosteron folgendes unbedingt gehört:

  1. Klare altersangepasste Indikation ( siehe unser Fragebogen)
  2. Ausreichende Untersuchung des kardiovaskulären Status , Prostatauntersuchung, und kompetente Laboruntersuchungen.
  3. Beginn mit einer niedrig dosierten Medikation unter Wirkspiegelmessung und Beobachtung des Befindens und Kontrolluntersuchungen.

Macht und Testosteron korrumpieren – wissenschaftlicher Beweis

http://www.ozy.com/acumen/power-corrupts-science-proves-it/36877?utm_source=DW1&utm_medium=pp&utm_campaign=pp

Der Leser meiner Website ist immer wieder auf meine Auseinandersetzung betreffend Gewalt und Macht gestoßen. Ich habe das Problem immer in das androgengeprägte Gehirn des Mannes verortet.

Besonders verdächtig waren mir aus Politik, Industrie und Kongregationen (auch Professoren die ich an Kliniken erlebt habe) „Herren“ in oberen Vorstandebenen, welche „Macht“ ausübten, „dicke“ Autos fuhren, einen herrischen Ton gegen alle anderen hatten. Oft rauchten sie Zigarre und spielten Golf ( bevor dieser Sport in unserem Tage etwas demokratischer wurde).

Sie strahlten „Korruption“ förmlich körperlich aus, waren aber schon so weit oben, dass man nichts gegen sie unternehmen konnte ohne Risiko unternehmen konnte. Die wenigen Male, wo ich das selbst unternommen hatte, habe ich mir recht geschadet. Bisweilen ist mir aber auch eine „Entlarvung“ gelungen.

In meiner eigenen Erfahrung waren solche „Herren“ oft ungerecht gegenüber ihren Frauen, die solches Schicksal nur schwer ertrugen, asozial wurden, Alkoholikerin oder schwer depressiv bis hin zum Suizid. Mancher solcher Tod wurde mit dem Pomp der Macht der Mächtigen in Kathedralen betrauert.

Nun lerne ich, dass ich, wenn ich noch höher aufgestiegen wäre, womöglich auch so geworden wäre. Die Studie der Universität Lausanne zeigt in erschreckend eindeutiger Weise, dass selbst ein zu Anfang ehrlicher und gutwilliger Mann durch Zuwachs an Position und Macht korrupt und verlogen wurden. „Korrupt zu sein oder zu werden ist oft eine sozial- infektiöses Verhalten“ lesen wir. Es ist sogar so, dass diejenigen, die zu anfangs ehrlich und verantwortlich waren, dann umso mehr in einer persönlichen Bereicherung endeten. Je mehr Macht sie bekamen und reicher wurden, desto weniger gönnten sie anderen. „Wer die Macht einmal geschmeckt hat, wird korrupt und dies nimmt mit der Zeit der Exposition an Macht zu. „

Nun kommt der „Hammer“:
„Die Studie hat auch den Testosteronwert im Speichel von führenden Persönlichkeiten gemessen um zu sehen, ob ein solcher Hormonwert die Männer weniger sensibel gegenüber dem Leiden anderer macht. Die Antwort war ein eindeutiges Ja. Je höher der Testosteronwert desto stärker das asoziale Verhalten. Dies mag der Grund sein, warum Frauen weniger korrupt werden in Führungspositionen“

Prof. Antonakis, Lausanne:

http://www.management-issues.com/news/6967/power-corruption-and-testosterone/

“Power is to leaders what blood is to vampires: Once they get a taste of it they can’t let go. So it’s on us to limit how much leaders can drink from the seductive chalice of power”

Alles recht und gut,- nur da irren die Autoren der Studie. Ich habe ja ein anderes Verhältnis zu Testosteron, dessen Präsenz für mich den Mann „ausmacht“. Und welches mit Vorteil ersetzt werden soll, wenn es eindeutig zu niedrig ist. Auch das kann zu Aggressivität führen. Aber schon immer habe ich auch dieses Hormon mit der Gewalt verlinkt. Das Drama der Gewalt in der Menschheitsgeschichte ist das Drama des androgengesteuerten Gehirns des Mannes. Das liegt daran, dass die Gehirnregionen, welche die androgenabhängige Sexualität und Aggressivität des Mannes steuern, so nahe beieinanderliegen.

Sozial-biologisch und gesellschaftlich gibt es keinen Ausweg aus diesem Dilemma. Keine Religion, keine Weltanschauung, kein politisches Wertesystem, hat Macht, Gewalt und Korruption des Mannes kontrollieren können.

Für mich gibt es aus diesem Dilemma nur einen „biologischen“ Ausweg, den ich einmal in einer Vorlesung zum Thema an der philosophischen Fakultät der Universität Giessen vorgetragen habe. Es funktioniert nur über „Genome engineering“ der männlichen Keimbahn (siehe Beitrag hierzu demnächst)

Für diesen Vorschlag wurde ich schon während der Vorlesung heftigst angegriffen, weswegen ich jahrelang nichts mehr dazu gesagt habe und nun tue ich es wieder.